7/8–2025

Update Infrastructure

Die Folgen der Klimaveränderung erfordern heute einen Umbau unserer technischen Infrastruktur, besonders des Wassermanegements und der Energieversorgung. Das Update und Upgrade bestehender Anlagen ist oft kostspielig und langwierig, geplant wird weit vorausschauend. Dennoch ist die Zustimmung für solche Projekte in der Bevölkerung gross. Käme kein Strom mehr aus der Steckdose – unser Alltag stünde Kopf.

Vor allem im urbanen Kontext konkurrieren Siedlungsfläche und Infrastrukturen um Raum. Dass ein grauer Koloss wie die Autobahneinhausung in Schwamendingen heute mehr als ein reiner Zweckbau sein muss, zeigt dieses Heft. Sie trägt den Ueberlandpark und sorgt damit für ökologische Vernetzung. Gleichzeitig ist wertvoller Freiraum für das wachsende Quartier entstanden. Auch weitere Projekte, wie der Spielplatz im ehemaligen Absetzbecken von Aproz oder der mit ausrangierten Leitplanken eingekleidete Werkhof in Uri stehen für eine gewinnbringende Umdeutung infrastruktureller Hinterlassenschaften. Dass mit einer neuen Standseilbahn alles beim Alten bleiben kann, nur weniger mühsam, beweist die Funicular da Graça in Lissabon. Sie zeigt auch, wofür Infrastruktur noch da ist: zum Vergnügen.

Zusammenwachsen über der Autobahn

Ueberlandpark und Einhausung Zürich-Schwamendingen von Krebs und Herde mit agps

Lucia Gratz, Gaëtan Bally (Bilder)

Der lang erwartete Ueberlandpark, entworfen von Krebs und Herde zusammen mit dem Architekturbüro agps, ist eröffnet. Er ist der grüne Deckel der Autobahneinhausung, die das seit Jahrzehnten zerschnittene Aussenquartier Schwamendingen im Norden von Zürich nicht nur vor Lärm schützen, sondern auch wieder zusammenwachsen lassen soll. Die Entwicklung ist aber längst nicht abgeschlossen: Zahlreiche neue Wohnüberbauungen entlang der Einhausung werden das Quartier in den kommenden Jahren stark transformieren. Zeit für eine Zwischenbilanz. Hält der Park seine sozialen, städtebaulichen und ökologischen Versprechen?

Ruine als Spielplatz

Transformation einer Kläranlage in Aproz von En-Dehors

Lukas Stadelmann, Noël Picco, Baptiste Coulon, En-Dehors (Bilder)

Aus einem stillgelegten Klärbecken wird im Walliser Dorf Aproz ein Spielplatz. Mit kostengünstigen wie wirkungsvollen Eingriffen hat das Landschaftsarchitekturbüro En-Dehors Hand an die ausrangierte Infrastruktur gelegt: Betonböden aufgefräst, Beckenwände aufgebrochen und weiterverwendet, Sträucher und Bäume gepflanzt sowie Wasserspeier, Klettergriffe und Steinbrocken zum Spielen platziert. Die farbenfrohe Transformation könnte auch weitere Gemeinden inspirieren: Schweizweit warten über 700 solcher Anlagen auf eine neue Nutzung. Artikel lesen

Sinnbild einer Verkehrslandschaft

Werkhof Uri in Altdorf von Felgendreher Olfs Köchling

Erik Wegerhoff, Karina Castro (Bilder)

In ein robustes Kleid aus ausrangierten Leitplanken gehüllt, präsentiert sich der neue Werkhof von Felgendreher Olfs Köchling an der Gotthard-Achse in Uri. Hier sind die Fahrzeuge und Maschinen beheimatet, die ganzjährig die umliegenden Passstrassen unterhalten. Der Bau kommt als einfache Kiste mit ausladendem Dach daher, überzeugt aber mit gestalterischer Ambition. Aussen macht er die Welt der alpinen Strassen haptisch und dank des changierenden Farbenspiels auch visuell erfahrbar, innen herrscht wohlsortierte Funktionalität.

Zukunft der mechanischen Nostalgie

Funicular da Graça in Lissabon von Atelier Bugio

André Tavares, Alexander Bogorodskiy (Bilder)

Lissabon investiert munter in seine touristische Infrastruktur. Die leuchtgelbe Kabine der neuen Standseilbahn, entworfen von Atelier Bugio, transportiert Fussgänger und Fussgängerinnen im Stadtteil Graça ganz ohne schweisstreibenden Aufstieg auf den Hügelzug des Castelo de São Jorge. Die Bahn fügt sich elegant in die verwinkelte Altstadt ein und ist Teil einer Initiative der Stadtverwaltung, den steilen Hügel besser zu erschliessen. Neben einer Rolltreppe und einem Aufzug ist dies das dritte realisierte Projekt. Originaltext

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Debatte

Die Transformation ist die Bauaufgabe der Zukunft. Warum aber stockt es in der Praxis so oft? BHSF-Architekten sind überzeugt: Weil es zum Umbauen ein aktualisiertes Verständnis der Logik des Entwurfs und des Bauprozesses braucht. In ihrem Manifest plädieren sie für eine Umbaukultur, die gestalterisch überzeugt, kollektiv entwickelt, als Prozess gedacht und an Akteure der Baubranche vermittelt wird.

Wettbewerb

Im dritten Wettbewerb, der zur Neunutzung der Kasernenanlage in Zürich durchgeführt wurde, ging es um den Freiraum. Minimalinvasiv sollten die Eingriffe sein, was den Gestaltungsspielraum klein hielt, schreibt Autorin Viviane Ehrensberger. Krebs und Herde mit OePlan überzeugen die Jury mit einfachen Gesten.

Ausstellung

Das Who’s who der Architekturszene traf sich, wie alle zwei Jahre üblich, in Venedig. Auch die Redaktion war vor Ort und entdeckte in der schieren Fülle von Carlo Rattis Datensammelwut Erstaunliches und Erschreckendes. Geht es nach dem Chefkurator, steht fest: Die Welt steht am Abgrund, die Technik muss es richten. Einige Perlen waren trotzdem zu finden.

BSA-Preis 2025

Der BSA-Preis 2025 geht an den Verein PAV living room. Initiiert von den drei Architektinnen Nina Guyot, Blerta Axhija und Marine Evrard entstand im Transformationsgebiet PAV (Praille Acacias Vernets) in Genf ein «Wohnzimmer» für Performances, informelle Aneignung und spontane Formen von Urbanität. Originaltext

Bücher

In Brutales Luzern stellt Giacomo Paravicini 52 Bauten der 1960er und 1970er Jahre vor. Rosário Gonçalves und Jürg Graser zeigen sich vom Inventar begeistert, weisen aber auf den schweren Stand hin, den diese Bauten heute haben. Zudem empfiehlt die Redaktion: Feed the City und Towards Transformation. The 33.3 % Attitude.

Junge Architektur Schweiz

Valentin Deschenaux

Transformation d’un bâtiment protégé en Fribourg

Der Freiburger Architekt sucht mit seinem kleinen Team nach einer Architektur, die für alle verständlich, einfach und konstruktiv ehrlich ist. Der Umbau eines historischen Wohnhauses in Freiburgs Bourg-Quartier, wo er auch sein Büro hat, bringt dies zum Ausdruck. Die ursprüngliche Typologie des Hauses ist wiederhergestellt. Dank der erlebbaren Materialien sind Neu und Alt klar unterscheidbar. Artikel lesen

Recherche

Weiterbauen zum Konglomerat

Entwerferische Konzepte von Alison und Peter Smithson

Thomas Schregenberger

Was macht Architektur aus, die um- und weitergebaut, ergänzt oder aufgestockt werden kann? Antworten auf diese Frage finden sich im Werk des britischen Architekturpaares Alison und Peter Smithson. Anhand der drei Projekte Upper Lawn Pavilion (1962), Economist Building (1962) und Hexenhaus (ab 1980er Jahre) spricht der Autor über die Kunst, Vorhandenes neu zu interpretieren, über die «konglomerate Ordnung» und über Architektur als offenen Prozess.

werk-material 06.05/854

Umbaubarer Umbau

Büro- und Gewerbehaus in Zürich von Oxid und Scheitlin Syfrig

Martin Deuber, René und Dimitri Dürr (Bilder)

werk-material 06.05/855

Aussen Energie, innen Holz

Büro- und Gewerbehaus in Chêne-Bourg von Nomos

François Esquivié, Paola Corsini (Bilder)

Originaltext

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