11–2025

The Nineties

Worth a detour,  —  for Rem Koolhaas in 1991 this was an apt description of the Furka Pass, as we read in his brick-thick cult book S, M, L, XL. This mountain pass was where Koolhaas, the architect who shaped the 1990s like hardly any other, realized his only building in Switzerland. Often closed following the era of the Furkart project and under a blanket of snow for half the year, it no longer seemed completely clear whether this spatial intervention in the Hotel Furkablick had ever been made. It appears that with the passage of time other examples of architecture from the 1990s have been forgotten, too. This may be because they do not form part of a star architect’s oeuvre or because, in terms of time, they are now in a blind spot between the present and history. In this issue we see them as worth a detour. We travel back to the Nineties looking for the big themes that characterized this decade in Switzerland.

In his introductory essay Ursprung says that this country slept through the beginning of the decade. Despite the fact that at this time the world was being reorganized. East and West were no longer separated by the Iron Curtain, yet somehow the Europe euphoria never reached Switzerland. The globalization train departed without Switzerland on board. A recession afflicted the country, something that greatly affected architects, too. Little was built, public commissions were rare. The young generation established minimalism with small projects in the regions. With their ETH diplomas in their pockets, some moved to other European countries, as history was being written in exciting cities like Berlin or Barcelona.

But Switzerland’s urban landscape was also undergoing an epochal upheaval: huge indus-trial sites in city cores were shut down. Structural change did more than just shape the nature of the services society. Through the temporary use of factory sites, it created open spaces and inspired ideas about the post-industrial city. The peripheries of urbanized Switzerland were a further area of activity: Heinrich Helfenstein reflected their qualities in impressive series of photographs. His view triggered the important spatial examination of the agglomeration that continues to inform the discourse today.

Vom ständigen Beobachter zum Swiss Wonder

Die Schweiz in den 1990er Jahren

Philip Ursprung

Zum Einstieg lassen wir Revue passieren, wie die Schweiz der 1990er Jahre aus ihrer Lethargie erwacht und dank einer neuen Generation von Kulturschaffenden in Kunst und Architektur für Furore sorgt. Mit seinem Kurzessay setzt Philip Ursprung den Rahmen für ein Heft, das sich ganz und gar diesem letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrtausends widmet.

Facettenreiche Romandie

Tendenzen in der Westschweizer Architektur der 1990er Jahre

Bruno Marchand

Ende der 1990er Jahre verkündet eine Wanderausstellung La Romandie existe und versucht damit, der mangelnden Anerkennung für die Architektur der Westschweiz etwas entgegenzusetzen. In seinem Text wirft Bruno Marchand einen Blick auf Tendenzen und Personen jener Zeit und erkennt in der Lust an der Abstraktion und einer Sensibilität für Materialität den Einfluss von Martin Steinmann auf die junge Architekturszene.

Industriequartier im epochalen Wandel

Pionierräume der Transformation in Zürich-West

Lucia Gratz, Margherita Spiluttini, Georg Aerni (Bilder)

In Zürichs Westen liegen anfangs der 1990er Jahre grosse Areale brach. Der Umbau zur Dienstleistungsgesellschaft wird das Industriequartier tiefgreifend verändern. Neben Spekulation und ersten Transformationen erobern Subkultur und eine aufstrebende Kunstszene die leeren Hallen, um sie als Offspaces zu betreiben. Lucia Gratz berichtet über vier Pionierprojekte.

Die Entdeckung der Peripherie

Zum Werk und Wirken von Heinrich Helfenstein

Urs Primas, Heinrich Helfenstein (Bilder)

Sachlich dokumentieren Heinrich Helfensteins Fotos vom Schweizer Mittelland die planerische Hinwendung zur Peripherie. Entlang des Wirkens des Schweizer Fotografen, Kunstwissenschaftlers, Hochschullehrers und Rossi-Übersetzers erzählt Urs Primas, wie Fotografie als systematische Befragung der Wirklichkeit die Wahrnehmung und Entwicklung instabiler Stadträume prägte und veränderte.

Liebesbriefe an die Neunziger

Eine Generation auf Jobsuche

Vor dem Boom kam die Flucht. Bevor die Schweizer Bautätigkeit in den späten 1990er Jahre neue Höhen erklomm, suchten viele Architektinnen und Architekten Arbeit im Ausland. Sie fanden sich in den aufstrebenden Büros der prickelnden Metropolen wieder. Acht von ihnen erinnerten sich und haben für diese Ausgabe Liebesbriefe an diese Epoche verfasst.

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Debatte

Die diesjährige Architekturbiennale spielt das Loblied auf die Technik im Allgemeinen, die künstliche Intelligenz im Besondern. Wer zur Finissage reist, bevor die Türen Ende November schliessen, dem seien die klugen Fragen des Ökologen Christoph Küffer als Reiselektüre nach Venedig empfohlen. Seine Technikkritik weist über die Ausstellung hinaus.

Wettbewerb

Ein offener Wettbewerb für ein Hochhaus in Zürich, zudem eine hybride Nutzung aus Alterswohnungen und Pflege: Grund genug, genau hinzusehen. Nicht zuletzt, weil sich das siegreiche Team sinnvoll gegen den Gestaltungsplan stellt und auch einen cleveren Umgang mit dem Lärm anbietet.

Ausstellungen

Das Architekturzentrum Wien zeigt das Werk der indischen Architektin Anupama Kundoo. Unser Korrespondent Maik Novotny hat sie interviewt und berichtet von einer monografischen Schau, die das Thema über die Person zu stellen weiss. Dazu noch Tipps zu Ausstellungen über das Büro Ouest in Brüssel und über die Denkmalpflege in Zürich.

Bücher

Wie bleiben Spuren erhalten, wo keine bleiben sollten? Das Buch A future for whose past? beschäftigt sich mit dem Erbe von Minderheiten, Randgruppen und Menschen ohne Lobby. Es sucht nach neuen Instrumenten der Erinnerungskultur. Sarah Di Guisto-Rageth hat es gelesen. Ausserdem: Philip Ursprungs Blick auf die Architektur der Gegenwart und eine kriminalistische Untersuchung zu Rem Koolhaas’ Villa dall’Ava.

Dossier Wallonie

Wie kann ein Platz viele sein?

Place Marie Janson in Brüssel von Studio Paola Viganò und VVV Architecture

Kaye Geipel, Michiel De Cleene (Bilder)

Ökologisch, sozial und partizipativ, so gelang die Neugestaltung der Place Marie Janson in Brüssel. Autor Kaye Geipel wohnt seit kurzem nebenan. Er fand einen Platz, den das Team aus dem Studio Paola Viganò zusammen mit VVV Architecture ohne grosse Gesten entsiegelte. Sie haben die Fläche in einen städtischen Grünraum verwandelt, der vieles zugleich anbietet.

Theater mit Tiefgang

Umbau des Theaters Jean Vilar in Louvain-la-Neuve von Ouest

Lisa De Visscher, Corentin Haubruge (Bilder)

Als Mensa geplant, wurde ein Bau in Louvain-la-Neuve noch während der Ausführung zum Theater umfunktioniert. Vierzig Jahre danach haben es Ouest architecture an heutige Anforderungen angepasst. Dafür drangen sie tief in das verborgene Betonraster vor, auf dem die gesamte Ville nouvelle aus den 1960er Jahren thront.

Weiterbauen in Lüttich

Zu Besuch im Büro dA architectes

Roland Züger

Maud André und Pierre de Wit trennen 21 Jahre. Zusammen führen sie das Büro dA architectes in Lüttich. Nach dem Genuss frischgebackener Lièger Gaufres zeigten sie Chefredaktor Roland Züger die Stadt, besichtigten Baustellen und jüngst errichtete Bauten – darunter auch die Transformation eines alten Bankgebäudes in eine Ballettschule.

werk-material 01.02/860

Identität dank Ornament

Kindergarten in Lamone von Krausbeck Santagostino Margarido

Felix Wettstein, Francesca Iovene (Bilder)

werk-material 01.02/861

Wahrnehmungsapparat

Schulerweiterung mit Kinderkrippe und Hort in Chermignon von FRAR

Carole Bourdin, Thomas Jantscher (Bilder)

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