Berner Baukultur ausgezeichnet

Fünf neue Aushängeschilder regionaler Baukultur

Bei der diesjährigen Preisverleihung in Bern wurden von zwölf Nominationen fünf Projekte mit der begehrten Auszeichnung Berner Baukultur gekürt. Nicht nur eine herausragende architektonische Leistung war gesucht, sondern ganzheitlich gedachte Beiträge, in denen sich die Kriterien des Davos Qualitätssystem für Baukultur wiederfinden. Dieses diente der Jury als Orientierungsgrundlage. Sie setzte sich aus Fachpersonen unterschiedlicher Bereiche zusammengesetzte, neben Architektur waren Soziologie, Nachhaltigkeit, Ingenieurwesen und Landschaftsarchitektur vertreten. Wie das Gremium bestätigte, förderte dies eine qualitative Diskussion und den Dialog über die Disziplinen hinweg.

Dass eine andere Art der Jurierung auch eine andere Art prämierter Projekte hervorbringt, zeigen die fünf ausgezeichneten Arbeiten: Gemeinsam ist ihnen ein ressourcenschonender und qualitätsvoller Umgang mit dem Bestand und dem jeweiligen Kontext. Ging es beim Ersatzneubau in der Berner Altstadt von Buol Zünd Architekten um eine typologische Stadtreparatur und den engen Austausch mit der Denkmalpflege, wählte Rolf Mühlethaler mit der Wohnkolonie im Hard in Langenthal einen anderen Ansatz: Um den älteren Gebäudebestand der Siedlung zu erhalten, baute er die neuen schmalen Zeilen aus Holz dazwischen. Im einfachen, kostensparenden baulichen Konzept lag eine sozialverträgliche Lösung.

Das Projekt Brückenkopf des Büros Bauart führt den Reigen weiter: Sie widmeten ein Bürohaus in ein Wohnhaus um und sparten graue Energie – die Betonstruktur diente als nutzungsflexibles Grundgerüst. Einen ähnlichen Weg ging die Wohnbaugenossenschaft Warmbächli. Aus einem Industriemagazin wurde dort ein Genossenschaftshaus mit unterschiedlichen Wohnformen. Der partizipative Prozess steuerte die planerischen Entscheide, womit auch die enge Zusammenarbeit zwischen der Bauherrschaft und dem Team von BHSF Architekten gewürdigt wurde.

Dass es nicht immer tiefe Eingriffe braucht, um Räume neu nutzbar und erlebbar zu machen, zeigt die Primarschule Mattenstrasse in Biel. In Kooperation mit der Farbgestalterin Barbara Schwärzler haben Sollberger Bögli Architekten eine Fabrik in eine anregend bunte Lernumgebung umgestaltet. Neben der Expertenrunde war auch die Öffentlichkeit aufgerufen ihr Votum abzugeben. Der Publikumspreis ging an das Anna-Seiler-Haus des Inselspitals Bern – als wichtige öffentliche Einrichtung für das Gesundheitswesen, als Wissenschaftsstandort und in seiner städtischen Präsenz ein verdienter Entscheid.

Mehr zum Verfahren und den prämierten Projekten lässt sich im Jurybericht der Stiftung Auszeichnung Berner Baukultur nachlesen. Damit Baukultur entsteht, braucht es Zeit – und so dürfen wir auf die nächste Durchführung in ein paar Jahren gespannt sein. – Lucia Gratz

© Rolf Siegenthaler, Eine der fünf Auszeichnungen Berner Baukultur 2024 ging an die Wohnkolonie im Hard in Langenthal von Rolf Mühlethaler Architekten.
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