Wir halten es wie die Wissenschaft, die nur den Studien glaubt, die sie auch selbst gefälscht hat, und berichten (nur) über Preise, bei denen wir auch in der Jury sind. Der Preis Häuser des Jahres hat in diesem Jahr ein Gebäude aufs Podest gehoben, das uns in unserem Heft 5-2022 «Klimapositiv» gefehlt hat: Ein Strohballenhaus, das auch ästhetische Ansprüche erfüllt. Das «Haus des Jahres 2023» ist das Haus Hoinka von Altelier Kaiser Shen aus Stuttgart.
Wie immer braucht es für vorbildliche Architektur eine ebensolche Bauherrschaft. Diese trat an Kaiser Shen mit dem Wunsch heran, eine alte, ökologisch sinnvolle Bauweise wiederaufzuleben zu lassen. Die Strohballen sind in der Folge beim Haus Hoinka in eine Holzkonstruktion gepresst, und die Konstruktion wurde im Innern mit Lehm verputzt. Damit die Feuchtigkeit den natürlichen Materialien nichts anhaben kann, steht Haus Hoinka auf Pilotis – und wird strassenseitig zum abgehobenen Sonderling in seiner herkömmlichen Umgebung, auch wenn es ganz bodenständig konstruiert wurde.
Der Bauaufgabe Einfamilienhaus begegnen wir in der Redaktion stets mit Vorbehalt. Als Teil der Jury eines Preises für ein solches Haus, können wir unsere Stimme einbringen, und sind erfreut darüber, dass nicht wenige Umbauten dieses Jahr eine Anerkennung erhielten – oder eben ein innovativer und ökologisch mustergültiger Strohballenbau den ersten Platz belegt. Der Verlag Callwey lobt den Preis seit 2011 aus und gibt jedes Jahr ein reich bebildertes Buch mit Siegerprojekt und Anerkennungen (sechs sind es dieses Jahr) heraus, aber auch 50 Longlistplätze sind darin versammelt.