Wer die Tessenow-Schau in Mendrisio verpasst hat, und auch in Dresden oder Düsseldorf keine Gelegenheit hatte, erhält einen neue Chance. Ab nächsten Montag 24.3.2025 ist die reichhaltige Schau erneut zu sehen – an der ZHAW in Winterthur. In Tessenowscher Manier angepasst an die örtlichen Gegebenheiten liegt das reichhaltige Material des Architekten und Forschers Martin Bösch in der alten Sulzerhalle aus. Ergänzt wird es mit einer kleinen Kabinettausstellung zum Werk des Winterthurer Tessenow-Schülers Franz Scheibler.
Auf dem Weg nach Winterthur empfehlen wir zum «Einlesen» die Ausstellungsbesprechung «Symbiose von Bau und Kontext» aus dem Heft wbw 4-2022. Schon der erste Absatz zeigt die Aktualität von Tessenows Schaffen:
«Das Werk des mecklenburgischen Meisters gerät nie aus der Mode. Wenn Glyzinien das Rankgerüst und Efeu die Stützen der Loggia erklimmen oder eine Schulanlage so innig mit der natürlichen Umgebung verwoben ist, dann klingt das nach vorbildlicher Architektur und nach Antworten auf drängende Fragen unserer Zeit. Bauten von der Güte etwa der Landesschule in Dresden-Klotzsche hat Heinrich Tessenow (1876–1950) bereits vor hundert Jahren realisiert.
Viele Bauten Tessenows fanden über die Zeit eine fruchtbare Rezeption. Einige sind Ikonen geworden, wie die kleinen Häuser. Man denke auch an das nun sanierte Festspielhaus in Hellerau (1911–12), das Stadtbad Berlin-Mitte (1929–30) oder die Umgestaltung der Neuen Wache von Karl Friedrich Schinkel in Berlin (1931). Vielen Architekturschaffenden eine Inspiration sind auch die Zeichnungen aus Tessenows Hand, die mit feinem Strich immer die Essenz ins Bild rücken. Und es verblüfft, wie sehr seine atmosphärischen Momentaufnahmen heute als Kritik am Architekturzirkus von Starsystem und Bling-Bling verstanden werden können. Tessenows Werk zeigt, wie selbst die bescheidenste Aufgabe in ein würdevolles Projekt mündet. Und angesichts des Klimanotstands fragt man sich: Ist nicht gerade dieses Masshalten aktueller denn je?» Da kann man nur ergänzen: Auf nach Winterthur.
24. März bis 10. Mai 2025
ZHAW Architektur, Gestaltung und Bauingenieurwesen
Gebäude MC/MD, Rote Halle,
Tössfeldstrasse 11
8401 Winterthur
Weitere Informationen
Mo bis Fr 9–18 Uhr, Sa 9–17 Uhr
Heinrich Tessenow. Annäherungen und ikonische Projekte
Martin Bösch (Hg.)
Hochparterre Verlag, Zürich 2022
ca. 500 Seiten, ca. 900 Abb.
28.5 × 30 cm, gebunden
CHF 89.–
ISBN 978-3-909928-82-8