YAS No. 104 – Demattè Fontana

Wie Architektur den öffentlichen Raum neu denkt

Dematté Fontana sind sich der sozialen Verantwortung bewusst, die ihre Planungsentscheide mit sich bringen. Um ihre Vorstellung von Stadt besser umsetzen zu können, bildeten sich beide in Raumplanung und Landschaftsarchitektur weiter. Das Gebäude selbst ist für sie der letzte Baustein einer umfassenderen Raumordnung.

Was ist Eure Herkunft?

Nachdem wir einige Jahre in Locarno gearbeitet hatten, beschlossen wir, unsere Ressourcen in die Weiterbildung zu investieren. Elena Fontana (1986) absolvierte einen MAS in Raumplanung, Enrico Dematte (1986) einen MAS in Landschaftsarchitektur an der ETH Zürich. 2018 gewannen wir den öffentlichen Wettbewerb für die Mehrzweckhalle in Terre di Pedemonte und gründeten unser Büro in Zürich, später auch in Lugano. In der Folge konnten wir weitere Wettbewerbe für uns entscheiden und wurden zu verschiedenen Studienaufträgen zur Sanierung von Stadtvierteln, Schulbezirken und Stadtzentren beauftragt. Gemeinsam mit der Stadt Lugano erarbeiteten wir den Masterplan für die Seepromenade und das Stadtzentrum von Lugano, der die Leitlinien für verschiedene laufende Ausschreibungen vorgibt. Die Masterarbeit von Elena zum grenzüberschreitenden Raum Chiasso mündete in eine Machbarkeitsstudie zur Verlegung der A2. 

Was ist Euch beim architektonischen Denken und Entwerfen wichtig?

Unsere Projekte haben uns die politische Rolle der Architektinnen und Architekten bewusst gemacht und uns die Möglichkeit gegeben, unsere Vorstellung von Stadt konkret umzusetzen. Wir nehmen die Auswirkungen unseres beruflichen Beitrags deutlich wahr. Das Gebäude selbst ist da nur der letzte Baustein einer Raumordnung, die alle einbezieht und bereits bei Gemeinderäten und Quartierversammlungen beginnt. Wir haben noch viel zu tun, um gesellschaftliche Entscheidungen mitzugestalten und dabei genau das aufzuwerten, was oft übersehen wird: Der öffentliche Raum muss mit der gleichen Sorgfalt gestaltet werden wie das Erdgeschoss von Gebäuden, als Aufenthalts- und Begegnungsraum, in dem Hierarchien zugunsten der Gemeinschaft neu definiert werden. Die Strasse sollte beispielsweise immer auch ein Ort sein, an dem sich alle aufhalten können – und nicht nur ein Verkehrsraum.

Wie konkret nehmen diese Aspekte in Ihrer Arbeit Gestalt an?

In der Mehrzwecksporthalle der Gemeinde Terre di Pedemonte im Tessin haben wir beschlossen, den Spielbereich ins Erdgeschoss zu verlegen und ihn vollständig nach aussen zu öffnen, ähnlich einem Pavillon im Wald und einem Dach auf einer Lichtung. Dadurch entstehen unmittelbare Synergien zwischen dem Park am Fluss Melezza, der faktisch der wichtigste öffentliche Raum der drei Dörfer (Verscio, Cavigliano, Tegna) ist, und den sportlichen Aktivitäten: Der Wald wird zur Theaterkulisse, zur Tribüne im Freien. Wir sind sehr stolz auf das, was wir mit dem Bau erreicht haben, und hoffen, dank der Möglichkeiten, die uns Wettbewerbe und Studienaufträge bieten, so weitermachen zu können.

Mehrzwecksporthalle Terre di Pedemonte

Demattè Fontana, Zürich / Lugano

www.demattefontana.ch

Adresse: Ai Pèz 3, 6653 Verscio
Bauherrschaft: Comune di Terre di Pedemonte
Architektur:  Demattè Fontana, Zürich/Lugano
Chronologie: Wettbewerb 2018, Planungsbeginn 2018, Baubeginn 2023, Bezug 2025

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