YAS No. 79 – Mentha Walther

In die Umgebung einweben

Mit dem Gewinn eines offenen Wettbewerbs in Zürich starteten Nicolas Mentha (1985) und Janine Walther (1985) vor gut fünf Jahren in die Selbständigkeit. Inzwischen ist ihr Projekt gebaut und zahlreiche Sporttreibende nutzen täglich das Garderobengebäude. Gelernt hätten sie durch ihren Erstling, dass Einfachheit in der Architektur oft am schwierigsten zu erreichen ist.

Was ist eure Herkunft?

Aufgewachsen sind wir beide in Bern, kennengelernt haben wir uns im Studium an der ETH Zürich. Jeanine hat nach dem Diplom bei Wolfgang Schett zwei Jahre bei Burkhalter Sumi gearbeitet und hat dann die sich bietende Gelegenheit ergriffen, ein denkmalgeschütztes Haus in Bern umfassend zu sanieren und umzubauen. Ähnlich der Werdegang von Nicolas: Nach dem Diplom bei Miroslav Šik folgten eine mehrjährige Anstellung bei Joos Mathys und kleinere, private Umbauten. Daneben haben wir beide versucht mit Wettbewerbsteilnahmen in unterschiedlichen Konstellationen als selbständige Architekturschaffende Fuss zu fassen. Ein 5. Platz im offenen Wettbewerb für das Tierparkrestaurant Dählhölzli in Bern schien vielversprechend. Der Beitrag für das Garderoben- und Clubgebäude Hönggerberg war unsere zweite Zusammenarbeit und prompt haben wir den ersten Rang belegt. Im September 2017 gründeten wir unser Büro Mentha Walther Architekten.

Was ist euch wichtig im Denken und Entwerfen?

Für uns bedeutet Entwerfen die Auseinandersetzung mit dem was bereits da ist. Wir suchen Inspiration im Bestand und in der natürlichen Umgebung. Dies kann eine Annäherung sein – nahtlos, so dass oft nicht klar ist, wo das Neue beginnt und das Alte aufhört. Gestalterisch schöpfen wir gerne aus dem Vollen, setzen Materialität und Farbe ein, arbeiten mit Bildern, um Atmosphäre und Stimmungen zu erzeugen. Eine klare Idee, ein einfaches Leitmotiv dienen uns dabei meist als Ausganspunkt für die entwerferische Auseinandersetzung mit der Aufgabe.

Und wie zeigen sich diese Aspekte konkret in einem von Euch ausgewählten gebauten Projekt?

Beim Garderoben- und Clubgebäude Hönggerberg kam das Leitmotiv aus der Auseinandersetzung mit der Landschaft: Das Haus wirkt wie ein Bindeglied zwischen den Sportfeldern. Seine z-förmige Erschliessungsfigur geht nahtlos in die Umgebung über und dient gleichzeitig als öffentliche Durchwegung. Aussenliegende Treppen – eine am östlichen Ende des Hauses, eine im Westen – führen in das Obergeschoss mit den Garderoben für den Breitensport und in das Untergeschoss mit den Schiedsrichter- und Erstliga-Garderoben. Eine regelmässige Gliederung aus 13 Stützenachsen mit Doppelträgern bildet das Grundgerüst, in dem die unterschiedlichen Nutzungen des Hauses aufgereiht sind. Materialisierung und Farbigkeit versprühen eine einfache Festlichkeit, die dieser «Hütte am Waldrand» gerecht wird. Das einfache Bild war dann doch nicht so einfach umzusetzen: Die Garderobennutzung machte viel Haustechnik erforderlich, Rohre und Leitungen mussten in dem einfachen Holzgerüst geführt werden, was für alle Beteiligten herausfordernd war. Die Selbstverständlichkeit, mit der das fertige Gebäude nun in der Wiese steht, zeigt uns aber, dass sich der Aufwand gelohnt hat.

Garderoben- und Clubgebäude Hönggerberg

Mentha Walther, Zürich

www.menthawalther.ch

Garderoben- und Clubgebäude Hönggerberg, Kappenbühlstrasse 72, 8049 Zürich, Bauherrschaft; Stadt Zürich, Architektur; Mentha Walther, Zürich, Baukosten (BKP 1-9); CHF 12.74 Mio., Chronologie, Wettbewerb: 2017, Ausführung: 2020 – 22

Advertisement