Ein Jahr lang wollte Norma Tollmann in der Schweiz bleiben, um das architektonische Handwerk zu lernen. Nun ist das dreizehn Jahre her, und sie lernt nach eigener Aussage immer noch. Als wichtigsten Einfluss nennt sie die Zusammenarbeit mit Daniel Buchner (Buchner Bründler), von dessen Werk sie sich mit ihrem Erstling in Basel emanzipierte und zu einer eigenen Praxis fand.
Dresden vor, Berlin während und München nach dem Fall der Berliner Mauer. Studium in Weimar und New York, zum Praktikum ging ich nach London und dann in die Schweiz. Ich denke, diese persönliche Sammlung an Lebensorten, hat Einfluss auf meine Arbeit als Architektin.
Ehrlichkeit, Authentizität, Transparenz. Für mich sollte die Architektur dem Ort und ihrer Nutzung inhärenten, städtebaulichen Bedeutung gerecht werden und ihren Zweck sinn- und verantwortungsvoll erfüllen. Die Schönheit entsteht dann bestenfalls in der einfühlenden und sorgfältigen Bearbeitung. Ich möchte nicht, dass die Architektur versucht, einem Bild zu entsprechen oder einem Trend zu dienen.
Ich denke in Situationen. Die Architektur ist für mich ein Spiegel des Lebens. Eine Sammlung aus guten Entscheidungen, die sich gegenseitig bedingen und stärken, sich fügen. Resiliente Räume: fähig Veränderung, Aneignung, Reparatur zu erfahren, ohne an Qualität zu verlieren. Ich mische gern unterschiedliche Materialien, mag Diversität. Massvoll von allem Guten. Ich richte den Blick oft zurück, hinterfrage die heutigen Standards und Bedürfnisse, versuche das Verhältnis zum grossen Ganzen nicht zu verlieren, die Angemessenheit im Auge zu behalten. Am Ende entscheide ich oft intuitiv.
Das Wohnhaus Stadtkind in Basel ist bisher mein einziges gebautes Projekt. Es ist aus der Notwendigkeit entstanden, kostengünstiges und nachhaltiges Bauen miteinander zu vermählen. Wir haben versucht ein Haus zu bauen, das von seiner strukturellen Organisation, über die Wahl der Dachform, bis zur Materialisierung diesem Anspruch gerecht wird und als Gesamtwerk eine angemessene, zeitgerechte Antwort findet. Ziel war es, einen Lebensraum zu schaffen, der – im Rahmen des Möglichen – das Leben seiner Benutzerschaft bereichert. Das betrifft das Raumprogramm, die räumliche Organisation und Qualität sowie die Nutz- und Veränderbarkeit der Räume. Eigenleistungen und die Möglichkeit zum Ausbau haben die Identifikation der Bewohnenden mit dem Haus gefördert.
Standort: Beckenweg 9, 4056 Basel
Bauherrschaft: Genossenschaft Mietshäuser Syndikat, Basel
Architektur: Norma Tollmann Architektin, Basel
Bauleitung/Kosten: Knut Maywald, Stettler Architekten, Basel
Chronologie: Planung 2018–20, Bauzeit 2021–22