YAS No. 94 – Steiger Spielmann

Atmosphäre im Detail

Sämy Steiger und Corinne Spielmann (beide 1989) liegt der Bestand am Herzen. Im Umgang mit älterer Bausubstanz haben sie sich fundiert weitergebildet und bauen ihre Erfahrung darin sukzessive aus. In ihren Projekten schwingt stets der Genius Loci mit, eine Ebene in der Architektur, die über das rein Materielle hinausreicht. Sorgfältiges Handwerk ist ihnen wichtig als Mittel für Langlebigkeit und atmosphärische Wirkung.

Was ist Eure Herkunft?

Kennengelernt haben wir uns im Rahmen des Architekturstudiums an der Hochschule Luzern in Horw. Ein Wiedersehen folgte einige Jahre später beim MAS für Denkmalpflege und Umnutzung in Burgdorf. In der Zwischenzeit konnten wir beide verschiedene Erfahrungen bei Anstellungen in Architekturbüros, bei Denkmalpflegeämtern und an Hochschulen sammeln. Die geteilten architektonischen Werte und die Aussicht auf einige kleinere Aufträge führten im Jahr 2020 zur Zusammenarbeit. Neben den Ateliertätigkeiten engagieren wir uns in Kommissionen, Vereinen und als Jurymitglieder für eine hohe Baukultur.

Was ist Euch wichtig im Denken und Entwerfen?

Im Zentrum all unserer Arbeiten steht der Ort und seine Geschichte. Ziel ist es, angemessene und selbstverständliche Projekte zu schaffen, die sich in die Landschaft und das Ortsbild eingliedern. Vorhandenes soll dabei aufgegriffen und weiterentwickelt werden. Dafür analysieren wir die Ansprüche und Ideen der Bauherrschaft sorgfältig und bilden so das Fundament für jedes Projekt.

Der denkmalpflegerische Umgang mit der Bausubstanz sowie die Verwendung von robustem und langlebigem Material sorgen mittels präziser Gestaltung dafür, dass auch im Neuen eine vertraute Stimmung entstehen kann.

Für die Umsetzung unserer Arbeiten nutzen wir bewährte Lösungen nach neuestem Stand der Bautechnik und berücksichtigen ökologische Aspekte, wie auch regional verankertes Handwerk.

Und wie zeigen sich diese Aspekte konkret in einem von Euch ausgewählten gebauten Projekt?

Mit einer umfassenden Analyse des bestehenden Baus aus den 1970er Jahren zeigten wir der Bauherrschaft auf, dass ihre Bedürfnisse keineswegs nur in einem Neubau realisierbar sind. Entsprechend reduzierten sich die Eingriffe auf die Erneuerung des Daches und des Aussenraums. Durch die neue Dachform konnten die bestehenden Innen- sowie Aussenraumflächen erweitert werden.

Ziel war es, einen Ausdruck zu finden, der die vorhandenen architektonischen Themen der 1970er Jahre fortsetzt. Gleichzeitig sollte sich die Erweiterung in das von bäuerlichen Bauten geprägte Tal integrieren. So entwarfen wir unter anderem ein asymmetrisches Dach mit Spitzlukarnen. Dieses wird, sobald das Kupfer seine Patina angenommen hat, mit der integrierten PV-Anlage eine farbliche Einheit bilden. Für die Erweiterung des Aussenraums wurde die Laube als typisches Merkmal von Bauernhäusern aufgegriffen. Die neue Laube erhält durch ihre Proportionen sowie die Gestaltung der Laubenpfosten und des Geländers eine Eigenständigkeit.

Zusammen mit dem ortsansässigen Zweimann-Zimmereibetrieb konnten wir einige handwerkliche Feinheiten entwickeln und umsetzen, welche dem Bauwerk seinen heutigen Charakter verleihen.

Steiger Spielmann, Sarnen

www.steigerspielmann.ch
Standort: Fruttstrasse 8, 6067 Melchtal
Bauherrschaft: privat
Architektur: Steiger Spielmann, Sarnen
Chronologie: Planungsbeginn 2022, Bauzeit 2023–24

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