Article de la 4–2025

Maison autonome

Wohnhaus in Soulce von Atelier Hennemann Kamber

Christoph Ramisch

Schnelle Entscheide sind ja meist die besten. Und Eile war geboten, denn die Parzelle am Dorfrand von Soulce wäre ausgezont worden, wenn nicht binnen drei Monaten ein Baugesuch vorgelegen hätte. Diese Erkenntnis besiegelte den Entschluss des Bauherrn, in seine jurassische Heimat zurückzukehren. Früher oder später wollte er dort den Hof der Eltern in eine autarke Permakultur umwandeln und auf dem Stück Land ein Häuschen bauen, das autonom funktioniert. Nun also früher.

Händeringend wurde ein Architekturbüro gesucht. Julie Hennemann und Cyril Kamber aus Delémont trauten sich die Aufgabe zu und begriffen sie als Chance, ihre Ideen nachhaltiger Konstruktionen zu erproben. Zunächst galt es aber ­abzugleichen: die vagen Vorstellungen der Bauherrschaft mit den finanziellen Möglichkeiten. Damit beides zusammenkam, wurde das Haus kompakt dimensioniert, aus biobasierten Baustoffen geplant und vor allem: mit eigenen Händen gebaut. Nachdem das Holzskelett auf dem Betonsockel stand, erledigte der Bauherr vieles in Eigenleistung, manches in Eigenregie. Gemeinsam mit Freunden schalte und stampfte er die Hanfbetonwände, verlegte Plättli und nagelte beherzt Fassadenbretter an das eigene Haus. Selbst das Solarthermiepaneel setzte er aus einem Bausatz zusammen und montierte es an die Südfassade.

Mit überschaubarem Budget entstand ein energiepositives Haus, das sich ähnlich der Permakultur massgeblich von Sonne und Regen speist. Eine Zisterne sammelt 10 000 Liter Niederschlag und deckt damit dank Solarthermie, Filteranlage und Boiler den Wasserbedarf des Hauses. PV-Module auf Dreiecksbindern schützen als Flachdach vor Nässe und gewinnen Strom über den Eigenbedarf hinaus. Der Kaminofen ergänzt die solare Wärmeerzeugung. Lehmsteine speichern die Hitze und strahlen sie stetig in die Räume ab. Deren natürliche Oberflächen sind unbehandelt und sorgen für ausgewogene Luftfeuchte und angenehme Akustik.

Noch steht das Haus auf Stelzen, denn mit seiner Partnerin bewohnt der Rückkehrer zunächst die 85 Quadratmeter im Obergeschoss. Doch bei Bedarf weitet sich das Haus in den Sockel aus. Dank seiner erlernten Fertigkeiten kann der Bauherr jederzeit die Fassaden schliessen und weitere Zimmer, eine Werkstatt oder ein Ladenlokal einrichten. Auch eine zweite Wohnung wäre möglich. Der spontane Entschluss zu bauen liess viele Möglichkeiten offen, die es dem Einfamilienhaus erlauben, mit den kommenden Lebensentscheiden der noch jungen Bauherrschaft mitzuwachsen. 

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