JAS Nº 100 – Atelier NU

Räume des Wandels

Atelier NU – das sind Michael Blaser, Yvo Corpataux und Jil Ehrat (alle 1991). Sie verstehen Zwischenräume als Orte des Wandels und der Begegnung. Mit dem Ziel, das Gemeinsame über das Trennende zu stellen, legen sie Wert darauf, neue Räume spezifisch zu verankern und zugleich einen sozialen Mehrwert zu schaffen. Inspiriert vom Alltäglichen und vom prototypischen Experimentieren, suchen sie fortlaufend spezifisch neue Wege.

Was ist Eure Herkunft?

Unsere Wurzeln liegen in den Kantonen Bern, Fribourg und Aargau. Heute arbeiten wir als Atelier NU in Zürich. Unsere verschiedenen Hintergründe – von der Ausbildung als Hochbauzeichner oder Gymnastin bis hin zum Studium an Fachhochschulen und der ETH – prägen unser architektonisches Verständnis. Eine Reise nach Marokko inspirierte uns zu einer gemeinsamen Idee, die in einer «gebauten Ruine» mündete – ein unvollendetes Grundgerüst. Dieses Experiment blieb offen und wandelbar. Ein Studienauftrag im darauffolgenden Jahr legte den Grundstein für Atelier NU und unser Erstlingswerk, das Turbinenhaus.

Was ist Euch wichtig im Denken und Entwerfen?

Wir verstehen Räume als dynamische Schnittstellen, die Koexistenz, Vielfalt und gemeinschaftliches Handeln ermöglichen. Grenzen werden als Vermittlungsorte konzipiert, Schwellen schaffen Zugänglichkeit und fördern Verbindungen. Im Zentrum stehen soziale und ökologische Nachhaltigkeit, flexible Nutzbarkeit sowie die Förderung von Austausch und Teilhabe. Architektur dient als Kontext für Kollektivität und Inklusion, mit einem Fokus auf der Reduktion privater Flächen zugunsten gemeinschaftlich genutzter Räume. Das Hinterfragen von Normen und das Experimentieren sind aktiver Teil des Erkenntnisprozesses. Unter dieser Prämisse arbeiten wir mit Prototypen, die aus Eigeninitiative und nicht selten kollaborativ entstehen.

Und wie zeigen sich diese Aspekte konkret in einem von Euch ausgewählten gebauten Projekt?

Mit dem Turbinenhaus war es uns wichtig, einen Mehrwert für die Gemeinschaft zu schaffen. Das Wohn- und Gewerbehaus bezieht sich stark auf seinen Kontext. Die Konzeption leiteten wir von der Turbine ab – einer Maschine, die sich um eine zentrale Achse dreht. So sind die Wohnungen mindestens dreiseitig ausgerichtet und verzahnen sich mit der Umgebung. Das flexible Erdgeschoss ist öffentlich und belebt das Areal mit einem Restaurant und Gewerberäumen. Das Turbinenhaus schliesst mit einem kollektiven Dachgeschoss, das als Garten mit unterschiedlichsten Funktionen dient. Dichte Baumpflanzungen sorgen für Schatten und natürliche Kühlung, während gemeinschaftliche Terrassen Raum für Begegnungen bieten. Das Turbinenhaus wird zum sozial produktiven Ort für das gesamte Spinnerei-Areal.

Turbinenhaus, Derendingen SO

Atelier NU, Zürich

www.atelier-nu.ch

Standort: Spinnereiplatz 2, 4552 Derendingen
Bauherrschaft: Emmenhof Immobilien AG
Architektur: Atelier NU, Zürich
Chronologie: Studienauftrag 2020, Planung und Ausführung 2021-2024

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