6.6.2025

Feministisches Billboard eingeweiht

«Que la honte change de camp» ist seit Mai in meterhohen Lettern auf einem Gerüst vor dem Zürcher Hauptbahnhof zu lesen. Gut sichtbar für eine halbe Million Pendler und Pendlerinnen, die mit dem Zug daran täglich vorbeifahren. Der Slogan meint übersetzt: «Die Scham muss die Seite wechseln.» Das sagte die Französin Gisèle Pelicot während des Prozesses gegen die 51 Männer, die sie unter dem Einfluss von Schlafmittel und mithilfe ihres Ehemannes vergewaltigt hatten. Den Prozess wollte sie bewusst öffentlich und medienwirksam führen. Nicht die Opfer sollen sich schämen, sondern die Täter.

Diese Botschaft ist die erste von zwölf, die für jeweils einen Monat an dieser prominenten Stelle in Zürich auf feministische Anliegen aufmerksam machen wird. Initiiert wurde das Billboard vom Verein créatrices. Nach einem öffentlichen Aufruf wählte eine Jury aus allen Texteinsendungen die zwölf besten.

Standort des Billboards ist der «Wilden Platz», wo einst eine Velorampe auf den Negrellisteg hätte Platz finden sollen. Aus Kostengründen wurde sie weggelassen. Stattdessen ist hier ein Stück städtische Wildnis entstanden. In einem partizipativen Prozess, begleitet vom Landschaftsarchitekturbüro Studio Erde, wurde aus wiederverwendeten Materialien ein öffentlicher Grünraum gestaltet.

Eine Veloverbindung zwischen Kreis 4 und 5 gibt es seit Kurzem trotzdem, das Billboard ist nämlich nicht die einzige Einweihung am Zürcher Hauptbahnhof, die es im Mai 2025 zu feiern gab. Nach dreijähriger Bauzeit ist der Velotunnel quer unter dem Bahnhof hindurch eröffnet. Die 320 Meter lange Unterführung nutzt den bestehenden Rohbau des sogenannten «Expressstrassen-Y» aus den 1960er Jahren. Das Projekt hätte drei Autobahnen verbinden sollen, wurde aber wegen Widerstand aus verschiedenen Kreisen gestoppt. – Jasmin Kunst

© Mit einer Performance wurde das Billboard feierlich eingeweiht. Bild: Katharina Lüscher
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