JAS Nº 26 – Clou Architekten, Zürich

Auf der Suche nach dem einfachen Bauen

Mit einem Paukenschlag haben sie sich in der Architekturszene Aufmerksamkeit verschafft. Mit dem Sieg im offenen Wettbewerb für die Wohnsiedlung in Zürich-Leutschenbach. 2015 haben Andreas Feurer (1981, links auf dem Bild), Jens Gerber (1982, rechts) mit Lukas Wolfensberger (1982, mittig) das Architekturbüro gegründet und stecken seitdem in der Ausführungsplanung der Wohnanlage, zeichnen Wettbewerbe und Studien und finden die Musse auch einen Erstling zu realisieren: eine Holzlagerhalle in Dübendorf.

— Roland Züger, 22.05.2018

Was zeichnet Eure Herkunft aus?

Mit unseren Wurzeln in der Stadt Zürich – hier aufgewachsen und an der ETH Zürich studiert – sind wir uns später im Arbeitsleben wieder begegnet. Jede einzelne Station, seien das unsere Professoren oder Architekturbüros, in welchen wir Arbeitserfahrung gesammelt haben, aber auch Mitarbeiter, Bauherrschaften und Unternehmer beeinflussen unsere Entwicklung und Reise. Architektonisch gesehen ist der Wohnungsbau unsere Herkunft – in diesem Segment haben wir bereits Erfahrung sammeln können. 

Was ist Euch wichtig im Denken und Entwerfen?

Am Anfang eines Projekts steht bei uns immer eine intensive Auseinandersetzung mit dem Ort – das Lesen, Verstehen und Adaptieren verschiedener Gegebenheiten und Einflüsse ist eine Methode, die wir verinnerlicht haben. Orte erzählen eigene Geschichten und sind durch ihre natürliche und auch künstliche Umgebung geprägt. Erste Ideen und Überlegungen skizzieren wir bereits zu einem frühen Zeitpunkt auf, denn Zeichnen ist Denken und für uns ein gewichtiges Arbeitsinstrument. Mit der fortschreitenden Technologisierung ist das Bauen zunehmend komplizierter geworden. Gleichzeitig wirkt der Kostendruck dem häufig entgegen. Deshalb gilt bei uns das Credo «weniger ist mehr» – wir wollen einfach bauen. Wir sind immer auf der Suche nach dem Clou – unser Anspruch besteht darin, einfache, intelligente und überraschende Lösungen zu finden, welche räumlich, konstruktiv und ästhetisch überzeugen. Dafür durchleuchten wir Projekte auf das Wesentliche, filtern Schlüsselelemente heraus und schärfen diese. Dies gelingt mit einer Mischung aus Regeln anwenden und Regeln brechen. Wir möchten Gebäude entwerfen, in denen sich die Menschen wohlfühlen, die sie animieren und inspirieren. Darum ist der Einbezug des Nutzers in unsere Diskussionen von grosser Bedeutung. Eine clevere Umsetzung der Anliegen aller vereinfacht auch im Gebrauch des Gebäudes das Zusammenleben.

Und wie zeigen sich diese Aspekte konkret in einem von Euch ausgewählten gebauten Projekt?

Die Brennholzlagerhalle in Dübendorf ist beispielhaft für eine konsensorientierte Lösung. Die Bauherrschaft wünschte sich eine geschlossene Halle, während das Bauamt einen offenen Unterstand für die Brennholzlagervorräte vorschrieb. Mit dem Vorschlag einer durchlässigen filterartigen Fassade konnten die Anliegen beider Parteien berücksichtigt werden. Die Fassade ist ausreichend geschlossen, damit sich keine Waldtiere in der Halle einnisten und genügend offen, dass die Anforderungen an die Holzlagerung optimal erfüllt werden. Durch die «Verwebung» der vertikalen Hölzer mit einer Wandpfette und der nahtlose Übergang der Wand- in die Dachkonstruktion entsteht mit einfachsten Mitteln eine vielschichtige und lebhafte Fassade. Ihre unerwartete Konstruktion bereichert den Zweckbau auf ästhetischer Ebene und der poetische Ausdruck der Lagerhalle wird dem enigmatischen Waldrand gerecht.

Brennholzlagerhalle, Dübendorf

Clou Architekten, Zürich

www.clouarchitekten.ch

Untere Geerenstrasse 61, 8044 Geeren; Bauherrschaft: Holzkooperation Dübendorf; Chronologie: Direktauftrag Planungsbeginn 2015, Fertigstellung 2017; Bilder: Andreas Graber

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