JAS Nº 15 – XM Architekten, Basel: Daniel Kiss und Piotr Brzoza

Kunst und Handwerk im Hof

Im Rahmen unseres Erstling-Schreibwettbewerbs erscheint im Heft 9–2017 ein Doppelhaus in Zürich-Höngg von Piotr Brzoza, das er mit Gunz & Künzle aus Zürich errichtet hat. Die Crew kennt sich seit ihrer Tätigkeit bei Diener & Diener in Basel. Ergänzend zum Erstling-Projekt stellen wir hier in der Rubrik JAS die jungen Architekten dazu vor. Piotr Brzoza macht den Auftakt. Er führt heute zusammen mit Daniel Kiss ein Büro in Basel und erklärt dessen Werdegang, illustriert mit einem Atelierhaus in Warschau für den polnischen Künstler Paweł Althamer.

— Roland Züger, 28.06.2017

Wie habt ihr zur Architektur gefunden?

Wir sind ein junges Büro mit langjähriger Erfahrung der beiden Partner. Unsere praktische Tätigkeit steht in engem Austausch mit unseren Lehr- und Forschungsaktivitäten. Wir unterrichten Entwurf und Theorie, halten Vorträge und publizieren regelmässig unsere Projekte und unsere Thesen zu den Themen Architektur und Städtebau.
Piotr Brzoza ist 1975 in Wroclaw, Polen geboren, hat Architektur an der RWTH Aachen und der ETH Zürich studiert, während Daniel Kiss 1978 in Budapest, Ungarn geboren ist und in Harvard sein Studium abgeschlossen hat. Als wir uns 2006 in Basel kennengelernt haben, hat Daniel für Herzog & de Meuron und Piotr für Diener & Diener gearbeitet. Anschliessend promovierte Daniel Kiss im Institut für Städtebau der ETH Zürich während das Büro Piotr Brzoza Architekten die ersten Häuser entworfen und gebaut hat. Seit 2016 wird das Büro in Basel unter dem Namen XM Architekten von Daniel Kiss und Piotr Brzoza gemeinsam geführt.

Was ist Euch wichtig im Denken und Entwerfen?

Unsere Entwurfsphilosophie basiert auf dem Prinzip der radikal pragmatischen Entscheide, wobei die für jedes Projekt spezifischen Aspekte als erster Entwurfsansatz verbal definiert und anschliessend analysiert werden. Erst die Überlagerung der Ergebnisse führt zu einem formellen Ausdruck, der durch die Synthese ein gewisses Mass an Komplexität und Widersprüchlichkeit erreichen kann – eine generisch entstandene Qualität, die über den reinen Nutzen hinaus reichen soll.

Und wie zeigen sich diese Aspekte konkret in dem Künstleratelier in Warszawa?

Das Atelier des polnischen Künstlers Paweł Althamer wurde als eine Erweiterung der bestehenden Gewerbehalle seines Vaters konzipiert und um einen Lagerraum fur die Firma seines Bruders ergänzt. So war die Beziehung dieser drei Persönlichkeiten und das Thema des Weiterarbeitens am selben Ort ein zentraler Aspekt des Projekts. Daraus entstand ein zentraler Hof, über den die individuellen Bereiche erschlossen werden, der für alle das Arbeiten im Freien ermöglicht, aber auch in der Freizeit gemeinsam genutzt wird. Dieser Raum hat selbst das weitere Vorgehen im Projekt determiniert.
Da der Künnstler meistens zusammen mit Helfern oder auch eingeladenen Gästen arbeitet, war eine klare und dennoch nicht trennende Abstufung der Privatzonen von grosser Bedeutung: angefangen mit dem gemeinsamen Hof. Daran schliesst das Erdgeschoss fürr alle Arten der plastischen Arbeit, dann die Empore als Besprechungsbereich und zuletzt ein kleiner, gännzlich privater und versteckter Raum, den man durch eine kleine Wandöffnung von der Empore aus erreicht. Dieser letzte Raum befindet sich in einem plastisch geformten, goldfarbenen Objekt, der an der Aussenwand über dem Eingang zu dem gemeinsamen Hof schwebt.

Bildhauer-Atelier, Warszawa

XM Architekten, Basel: Daniel Kiss und Piotr Brzoza

xm-architekten.ch

Warschau-Wesoła, Polen; Direktauftrag; Bauherrschaft: Paweł Althamer; Architektur: Piotr Brzoza Architekten GmbH, Basel & Projekt Praga, Warszawa; Team: Piotr Brzoza, Marcin Garbacki, Karolina Tunajek, Łukasz Woleński, Gosia Kocima, Katarzyna Pyka, Maciek Kossowski; Statik: KiS Projekt, Warszawa; HLS-Planung: Studio Instalacji Sanitarnych Łukasz Drobiński, Wrocław; Grundstücksfläche 866 m2, Bruttogeschossfläche 432 m2; Chronologie: 2013–14; Fotos: Jakub Certowicz

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