6 – 2016

Opulence

Créer la beauté à partir de l’abondance n’est ni nouveau ni ambitieux. Son contraire, produire de l’opulence à partir de moyens et de matériaux «pauvres», est le défi à l’ordre du jour en ces temps de précarité. L’architecte et théoricien Ákos Moravánszky – notre mentor pour ce cahier – inverse dialectiquement les rôles et trouve du raffinement dans la simplicité et la sobriété. Ce type d’opulence est plus difficile à saisir. Il s’agit d’interroger les matériaux d’une nouvelle manière, d’interpréter les espaces différemment, afin de puiser une richesse inattendue dans cette harmonie. Le questionnement de Louis Kahn à propos de la brique, où il lui demande ce qu’elle veut être, constitue probablement le dialogue le plus connu de cette sorte d’architecture-alchimie. Cependant, l’éloquence des produits de construction actuels remplit des rayons entiers. On joue avec tous les paramètres des propriétés des produits, on essaie tous les ingrédients possibles pour améliorer la qualité figurative. Mais y a-t-il encore un instant de liberté dans ce choix sans limite? Le monde n’est-il pas justement dans la dimension modulaire de la brique? Il est vrai qu’une promesse sommeille encore toujours dans le devenir d’un matériau. Sans doute la magie inhérente aux matériaux produits par moulage ou cuisson est-elle due au fait que ces techniques se dérobent à un contrôle définitif. Mais quelles possibilités offrent-ils au-delà du pathos architectural? Un regard vers l’art dévoile une véritable mine d’or. La revalorisation de l’ancien, la valorisation de choses de moindre valeur, bref, l’enchantement de l’inutile permet d’obtenir des effets étonnants. Lorsque l’artiste Dieter Roth a remodelé le lièvre de Dürer en excréments de lièvre, il a donné un coup de pied aux conventions. D’une manière pour ainsi dire alchimiste, il a produit un surplus de signification dans cette forme symbolique solennelle, il a quasiment changé des détritus en or. Alors qu’on vient juste de réaliser qu’on peut gagner des millions avec des déchets, les grands couturiers nous ont devancés. Ils ont créé une nouvelle esthétique avec le concept de Upcycling: les nouveaux habits ont déjà une histoire, ce qui leur confère une touche d’authenticité. Cette multitude de références constitue aussi ce qui lie entre elles les architectures de ce cahier. Elles sont une corne d’abondance de significations. L’architecture est chargée, elle n’a pas peur des contradictions: embrassons la diversité!

Askese und Opulenz

Vom Ornament zum Reichtum des Raums

Ákos Moravánszky (Text und Bilder)

In einer grosszügig angerichteten Tour d’horizon spaziert Ákos Moravánszky durch die Kulturgeschichte der Opulenz. Ausgehend von deren Antithese – der Askese in der Avantgarde-Moderne – spürt er der Karriere eines Begriffs nach, der immer wieder neu verstanden wird. In jüngerer Zeit sind es arme Materialien, die inszeniert werden, um mit dem Schimmer des Mehrwerts zu betören.

Reiches Umfeld

Reise zu Interieurs von Adolf Loos in Pilsen

Verena Huber, Petr Jehlík (Bilder)

Vier von Adolf Loos in der westtschechischen Stadt Pilsen eingerichtete Interieurs wurden anlässlich der Feiern zur Europäischen Kulturhauptstadt für das Publikum geöffnet. Loos’ stoffliche Opulenz ist hier für einmal nicht über theoretische Schriften oder die bekannten Wiener Ikonen zugänglich, sondern ganz unmittelbar – und über die Geschichten der einstigen Bewohnerinnen und Bewohner.

Der Ort als Idee

Wohnhaus in Zürich-Hottingen von EMI Architekten

Martin Steinmann, Roland Bernath (Bilder)

Die alten Bäume an der Grundstücksgrenze waren der Ausgangspunkt für den Entwurf eines Wohnhauses in Zürich-Hottingen von EMI Architekten. Seine offene Form knüpft an der Idee des malerischen Landschaftsparks und der Ruine im Sinn von Piranesis Vedute an. Die stark bewegten Grundrisse bewirken eine Wegführung im Raum, die ihn in wechselnde Szenerien und Durchblicke gliedert. – Eine architekturtheoretische Erkundung des diesjährigen Meret-Oppenheim-Preisträgers.

Verwandlung des Banalen

Archäologischer Ausstellungsraum und Besucherzentrum in Seró, Spanien

Hubertus Adam, Aitor Estévez (Bilder)

Zu den wichtigsten Arbeiten des katalanischen Architekten Toni Gironès zählen Projekte für archäologische Ausgrabungsstätten. Jenseits von pseudohistorischen Rekonstruktionen verwendet er abstrakte Mittel – oft nur Backstein, Armierungseisen und Beton –, die sich als räumliche Andeutungen verstehen lassen. Opulenz in der vermeintlichen Armut entsteht, wenn sich die eigentlich banalen Elemente in einer suggestiven räumlichen Inszenierung atmosphärisch aufladen.

Popular Fiction

Die Fondazione Prada in Mailand von OMA / Rem Koolhaas

Frank Boehm, Bas Princen (Bilder)

Eine «Kultur des Staus» diagnostizierte Rem Koolhaas für Manhattan vor knapp 40 Jahren. Sie implizierte einen Überfluss an Reichtum, Ereignissen, Geschichten. Die zusammen mit Miuccia Prada konzipierte Fondazione in einer ehemaligen Mailänder Schnapsbrennerei repliziert den damaligen Befund in einer Assemblage aus Alt und Neu.

Annonce

werk-notiz

ZHAW und Stahlbauzentrum laden ein zur Teilnahme am Studienauftrag Case Study Steel House

Debatte

Raphael Frei, Partner bei pool Architekten in Zürich, stellt das Lärmschutz-Problem in einen grösseren Zusammenhang und fordert neben entwerferischen Spielräumen auch gesellschaftliche Verantwortung für den Lärmschutz an der Quelle.

Wettbewerb

Mit dem Investorenwettbewerb Réinventer Paris suchte die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo Ideen für ökologisch-soziale Musterprojekte. Originaltext Französisch

Recht

Der Wald ist seit 1876 durch Bundesrecht geschützt. Trotzdem werden sowohl die Definition, was als Wald gilt, wie auch der Waldabstand von Kanton zu Kanton unterschiedlich geregelt.

Bücher

Regula Iseli über die Neuerscheinung Architektur der Stadt; Lesetipps zur Frühmoderne in der Fabrik und zu Annette Freytags preisgekrönter Kienast-Biografie.

Ausstellungen

Redaktor Tibor Joanelly besuchte am Eröffnungstag Bruno Latours Ausstellung Reset Modernity im ZKM Karlsruhe.

Kolumne: Architektur ist … pure Spekulation!

Daniel Klos, Johanna Benz (Illustration)

Mit seiner Masterarbeit betritt Colin Rowe im Alter von 27 Jahren dünnes Eis. Er wagt eine wissenschaftlich keineswegs abgesicherte Spekulation über Inigo Jones, den Urvater der englischen Klassik. Das Aus-dem-Fenster-Lehnen ist heute leider aus der Mode gekommen …

Plastische Verwandlung

Limmat Tower in Dietikon von Huggenbergerfries Architekten

Christoph Wieser, Beat Bühler (Bilder)

Als fünfeckiger Schaft löst sich der Limmat Tower von Huggenbergerfries aus dem Blockrand der Überbauung Limmatfeld in Dietikon. Der typologische Hybrid spiegelt sich auch in der Fassade: Natursteinplatten im Sockel werden oben von plastisch gefalteten Alucobond-Elementen abgelöst.

Stadtbaustein

Hochhaus-Überbauung Letzibach C in Zürich von Adrian Streich und Loeliger Strub Architekten

Daniel Kurz, Andrea Helbling (Bilder)

Dem Wohnkomplex Letzibach C in Zürich von Adrian Streich und Loeliger Strub gelingt, was nur wenige Hochhausanlagen schaffen: Mit seiner stattlichen Fernwirkung und der atmosphärischen Präsenz an der Strasse wird er zu einem kommunizierenden Teil der Stadt.

werk-material 05.01 / 674

Elektrotechnik + Architektur

Tibor Joanelly, Roger Frei (Bilder)

Unterwerk und Netzstützpunkt in Zürich-Oerlikon von illiz architektur, Zürich / Wien

werk-material 05.01 / 675

Elektrotechnik + Architektur

Tibor Joanelly, Arnold Kohler (Bilder)

Unterwerk und Netzstützpunkt Neuwiesen in Winterthur von Graf Biscioni Architekten, Winterthur

Lisez werk, bauen + wohnen en abonnement et ne manquez aucune édition ou commandez ce numéro spécial