7/8 –2023

Urbane Landwirtschaft

Verdichtung – Freizeit – Produktion

Welche Art der Nahrungsmittelversorgung darf man im urbanen Kontext erwarten? Die bauliche Entwicklung verdrängt nach innen und übernimmt den Raum für wertvolle Anbauflächen der stadtnahen Obst- und Gemüseproduktion. In der Schweiz zeigen die hohen Subventionen für die Landwirtschaft deren hohen gesellschaftlichen Stellenwert. Wohin also steuert die Landwirtschaft, wenn Nachhaltigkeit und Verdichtung immer wichtiger werden?

In Planungsprojekten ist jüngst die Landwirtschaft auch als Gestaltungsmittel präsent. Bottom-up-Bewegungen wie das urban Gardening, werden top-down angewendet: Ausserhalb von Genf wird zukünftig ein Landwirtschaftspark mit einem Bauernhof betrieben. In Bernex steht der soziale Moment im Vordergrund, weniger die effiziente Produktion. Warum soll man Kräuter aus der Ferne einfliegen, wenn sie auf dem ungenutzten Dach nebenan im grossen Stil ohne Erde aufgezogen werden können? Solche Dachnutzungen sind besonders in Industriegebieten eine clevere Idee, wie ein Beispiel aus Flandern zeigt. Diese Ausgabe zeigt: Wenn wir unser Gemüse weniger um den Globus transportieren wollen, müssen wir wieder mehr Anbauflächen in der Region finden.

Bauen und Anbauen

Vom Stoffwechsel zur Krise der Stadt: ein Abriss

Albert Kirchengast

Die Geschichte der urbanen Landwirtschaft lehrt uns, dass produktives Grün seit jeher Teil der Stadt war. Im Verlauf der Jahrhunderte änderte sich dies jedoch. Kaum war die Landwirtschaft aus der Stadt verschwunden, setzte ihre Wiederentdeckung ein: Diese reicht von reformerischen Gartenstädten bis zur Forderung nach einer Rückkehr der Stadt in den natürlichen Kreislauf.

Ein ungleiches Paar


Jenny Keller

Die Merian Gärten in Basel wurden vor gut 40 Jahren in einen öffentlichen Park umgewidmet. Wo früher Anbauflächen waren, sind heute Schaugärten, Erholungsgrün und Platz für Festanlässe. Zwei Nutzbauten widerspiegeln dieses Spektrum: Miller Maranta verwandelten eine Scheune in ein Restaurant mit Saal für Bankette; Beer Merz entwarfen ein lang gestrecktes Gartenhaus.

Die Saat ist ausgebracht

Der Parc des Molliers in Bernex von Verzone Woods

Caspar Schärer

In der Schweizer Raumplanung ist die Trennung von Siedlungsraum und Landwirtschaftszone ein wichtiger Grundsatz. Er half die Zersiedlung in den letzten Jahrzehnten zu begrenzen. Doch er führte auch zur Entfremdung von Stadt und Landschaft. Mit dem Parc des Molliers in Bernex bei Genf ist eine neuartige Schnittstelle entstanden. Stadtnahe Erholung und Produktion gehen dort Hand in Hand.

Dachgemüse

Gewächshaus auf einer Industriehalle im belgischen Roeselare

Jenny Keller, Filip Dujardin (Bilder)

Mit dem Projekt Agrotopia zeigt uns Belgien, was auch in der Schweiz entstehen könnte: Nutzungen im suburbanen Raum stapeln, anstatt Landreserven zu verbauen. Dieser Idee folgt die Aufstockung einer Industriehalle mit einem Gewächshaus in Roeselare von Meta und van Bergen Kolpa Architecten. Im Glashaus wachsen nun Obst und Blattgemüse, Akteure vom Land und aus der Stadt arbeiten zusammen, forschen und vermitteln.

Warmes Wasser, frischer Fang

Über die Fischzucht weit weg vom Meer

André Tavares, Nuno Cera (Bilder)

Crevetten aus Rheinfelden und Kaviar aus Frutigen? Dank lokal vorhandener Energiequellen lassen sich hierzulande Fische und Krebstiere weitab vom Meer in Aquakulturanlagen züchten. Statt tiefgefroren, kommen die Delikatessen aus regionaler Produktion frisch gefischt auf den Tisch. Originaltext Englisch

Advertorial
kelesto Signa Churfirsten beeindruckt durch seine feine Zahnung und gibt der Fassade einen rauen Charakter. Bild: Keller Unternehmungen

Wer sich für Klinkerfassaden entscheidet, mag die einzigartige, zeitlose Ästhetik. Dass mit kelesto Signa nun Klinkerfassaden in Oberflächenstruktur und Farbe sogar individualisiert werden können, ist revolutionär und eine echte Innovation.

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Wettbewerb

Die Tessiner Ortsgruppe des BSA führte ihr Wettbewerbsformat Tomorrow für junge Architekturschaffende in zweiter Auflage durch. Zum diesjährigen Thema Resilienz trafen 34 Arbeiten ein. Die prämierten Projekte sind alle in kollektiver Autorenschaft entstanden und überzeugen durch formale Stringenz.

Ausstellungen

Einen neuen Blickwinkel bietet die 18. Architekturbiennale in Venedig, die noch bis zum 26. November 2023 läuft. Die von Lesley Lokko kuratierte Schau verlässt die eurozentrische Perspektive, um Afrika in den Fokus zu rücken; doch nicht um andere auszuklammern, sondern um die Ausstellung auf gelungene Weise inklusiv zu gestalten.

Bücher

Ein Buch schafft Übersicht zum Systembau in der Schweiz. Es erzählt von einem Breitenphänomen, denn in den 1940er bis 1970er Jahren entstanden eine Vielzahl von Bausystemen. Fabian Furter hat es für uns gelesen. Ausserdem zwei Buchtipps zum Heftthema: Urban Agricultural Heritage und das Anthos-Jahrbuch zum Thema Essen.

Junge Architektur Schweiz

Architekturkollektiv Filiale

Ersatzneubau Wohnhaus in Langenthal

Von einem alltäglichen, heiteren Lebensgefühl lassen sie sich beim Entwerfen leiten; die Räume, die dabei entstehen, mischen sich wie selbstverständlich ins Leben ein. Dass ihr Interesse über die eigene Disziplin hinausgeht, zeigt ihr Magazin Lila Strauss. Artikel lesen

Bauten

Ehrenrettung der generösen Moderne

Restaurierung der Universitätsbibliothek in Gent durch Robbrecht en Daem

Christoph Grafe, Kristien Daem und Stijn Bollaert (Bilder)

Die Universitätsbibliothek in Gent wurde nie vollendet, und doch ist sie ein Schlüsselwerk der Moderne – einer anderen Moderne, vertreten durch Henry van de Velde. Die Renovierung und Erweiterung durch Robbrecht en Daem offenbart ein Werk zwischen monumentaler Geste und feinfühliger Eleganz.

Bauten

Ein Dorf wird städtisch

Dorfzentrum Kirchberg von Thomas Schregenberger mit Lorenz Eugster Landschaftsarchitektur und Städtebau

Dominique Knüsel, Roland Bernath (Bilder)

Kirchberg im Kanton St. Gallen hat sein Dorfzentrum umgebaut und ist dabei städtischer geworden. Thomas Schregenberger Architekten knüpfen an die Sprache der stattlichen Bauten an, die den Ort während der Zeit der Stickereiindustrie geprägt haben.

werk-material 08.04/814

Gesunde Spitalarchitektur

Kantonsspital Uri UR von Darlington Meier Architekten

Daniel Kurz, Lucas Peters (Bilder)

werk-material 08.04/815

Schritt für Schritt

Notaufnahme der psychiatrischen Klinik Waldhaus Chur GR von Planergemeinschaft Clavuot/Lazzarini AG

Tibor Joanelly, Ralph Feiner (Bilder)

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