Häuser in Holz zu bauen ist heute keine Seltenheit mehr, unter zeitgemässen und verantwortungsbewussten Architekturbüros gehört es gar zum guten Ton. Das ist aber noch nicht lange so. Als Marianne Burkhalter und Christian Sumi in den 1970er Jahren begannen, sich mit dem Material zu beschäftigen, waren sie Vorreiter. Angesteckt von der damaligen Aufbruchstimmung setzten sie sich gegen Umweltzerstörung ein und untersuchten schlanke, materialsparende Strukturen aus dem nachwachsenden Baumaterial. Zahlreiche Publikationen zeugen von einem anhaltenden Forschungsinteresse, besonders zum industrialisierten Holzbau. Einige Jahre später war dann auch hierzulande die Holzbauindustrie soweit und ermöglichte den beiden erste grössere Projekte in Holz, wie etwa das spiralförmige Hotel Zürichberg (1995). Dass Holz auch in die Stadt passt und auf keinen Fall nur etwas für Chaletromantiker ist, bewiesen sie spätestens mit der Überbauung Giesshübel (2013) in Zürich.
Mit Bauten wie den Forstwerkhöfen in Turbenthal und Rheinau (1993, 1994), dem Kindergarten Lustenau (1994) oder der KV-Schule Laufenburg (1992) haben sie der Schweizer Architektur im aufkommenden Minimalismus unter dem Schlagwort der «Swiss Box» ein Gesicht verliehen.
Dieses Jahr erhalten Marianne Burkhalter und Christian Sumi für ihre Leistung als Vordenker den Prix Meret Oppenheim. Ihr gemeinsames Büro gründeten sie 1984, ihr Wissen gaben sie zwischen 2008 und 2016 an der USI Mendrisio an Studierende weiter. Seit 2020 führen die langjährigen Partner Urs Rinklef und Yves Schihin das Büro unter dem neuen Namen Oxid –aufbauend auf den gleichen Werten wie die beiden Gründer – weiter.
Die zwei weiteren Preisträgerinnen des Prix Meret Oppenheim 2024 sind die Kunsthistorikerin und Verlegerin Jacqueline Burckhardt sowie die Künstlerin Valérie Favre.