JAS Nº 11 – WALDRAP, Zürich

Rauhe Bilder

Ein Schulhaus wie eine Fabrik? Eine konstruktivistische Insel in der Agglo? Den Arbeiten von WALDRAP haftet etwas Fremdes, ja Geheimnisvolles an. Renate Walter (1984) und Sebastian Lippok (1981) erzielen diese Wirkung, indem sie sich mit geradezu manischem Interesse dem Ausdruck der Dinge widmen, ihnen mit Besessenheit das materielle Geheimnis entlocken.

— Tibor Joanelly, 16.02.2017

Was ist Eure Herkunft?

Wir haben an verschiedenen Orten studiert, Renate an der ETH Zürich und Sebastian an der Udk Berlin. Wir wurden also nicht nur durch zwei verschiedene Systeme geprägt, sondern auch von unterschiedlichen Städten. Unsere Mitarbeit im Büro E2A von Piet und Wim Eckert hat uns an einem zweiten Lernplatz zusammengebracht.

Was ist Euch wichtig im Denken und Entwerfen?

Unsere Projekte lassen sich meistens auf eine Leitidee zurückführen und können in wenigen Sätzen umschrieben werden. Sie sind geprägt von einer konzeptionellen Entwurfshaltung, die wir möglichst direkt umsetzen wollen.
Idealerweise suchen wir in jedem Entwurf nach etwas Spezifischem, das dem Gebäude die Identität verleiht. Dem Spezifischen gegenüber stellen wir weniger spezielle Räume. Wir betrachten diese Bereiche als bereits gelöst und greifen auf bewährte Standards zurück. Das Fehlen des Charakteristischen hat hier eine befreiende Wirkung. Mit anderen Worten versuchen wir, unseren Fokus und unsere Mittel nur auf die wesentlichen, projektrelevanten Entscheidungen zu legen.
Wir denken, dass durch Abstraktion Sinnlichkeit entstehen kann. Unsere Entwürfe haben daher eine klare Organisation und eine Tragstruktur, die integral mit der Architektur gedacht sind und im Raum erlebbar werden. Die äussere Erscheinung ist dabei eine Konsequenz des inneren Aufbaus. Diese Idee der Sinnlichkeit versuchen wir mit dem rauhen Bild zu präsentieren. Das Konzept stammt aus der modernen Malerei, die mehr an einem robusten, schnellen Bild interessiert war als an einer glättenden, detaillierten Malweise.

Wie zeigen sich diese Aspekte konkret in einem von Euch ausgewählten gebauten Projekt?

Beim Spielplatz Pfändwiesenstrasse in Glattbrugg-Opfikon haben wir nach einer Strategie gesucht, wie wir mit wenigen Mitteln eine möglichst grosse Signalwirkung für das Quartier erreichen können. Anstelle Spielgeräte neu zu erfinden, haben wir uns für Standard-Spielgeräte aus Stahl entschieden, die in unseren Augen eine grosse Vielfalt an Kreativität im Spielverhalten erlauben und in einer gewissen Tradition von Spielplätzen für Genossenschaftsbauten stehen.
Die Einzelspielgeräte versinnbildlichen typische geometrische Formen. Sie werden auf kreisrunden Zonen aus Gummigranulat platziert. Damit wird den Sicherheitsbestimmungen und Vorschriften für den Unterhalt entsprochen.
Das verbindende Element für die ganze Anlage ist die Farbe. Wir haben uns für die Farbe Rot entschieden, die im starken komplementären Kontrast zum grünen Rasen und zur Umgebung steht.
Mit den kräftigen Farben wollen wir den Spielplatz nicht nur zeigen, sondern auch die Leidenschaft und das Temperament beim Spiel zum Ausdruck bringen und die Kinder eben dazu auffordern.

Playground Pfändwiesenstrasse, Opfikon-Glattbrugg

WALDRAP, Zürich

waldrap.ch

Pfändwiesenstrasse 11, 8152 Opfikon-Glattbrugg; Bauherrschaft: Baugenossenschaft Opfikon; Architektur: WALDRAP Renate Walter, Sebastian F. Lippok; Bausumme (BKP 4) CHF 70'000.–; Planung und Fertigstellung: Februar – Juli 2014; Fotos: Radek Brunecky

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