120 Meter (fast) reiner Beton

Das Kornsilo an der Limmat im Zürcher Industriequartier (ja, so heisst der Kreis 5 immer noch) steht kurz vor der Fertigstellung. Vor einem Jahr standen nur zwei 120 Meter in den Himmel ragende Kräne, jetzt ist der Beton gegossen. Leider gelang es den Architekten Harder Haas Partner nicht, für die beiden Betonieretappen die gleiche Mischung anzurichten, so dass der Schaft nun zwei verschiedene Farbtöne aufweist. Abgesehen von dieser Panne, die im dauernd perfektionistischen Zürich fast schon erfrischend wirkt, tut sich das Silo noch schwer, in den Stadtraum hineinzuwachsen. Auch unter ArchitektInnen bleibt das «Monument der Müllerei» (Tages-Anzeiger) umstritten: In den Kommentarspalten der Social-Media-Kanäle (etwa bei werk-Redaktor Caspar Schärer) wird die Angemessenheit der Architektur lebhaft diskutiert. Die einen sprechen von «Industrieromantik», die anderen von echter innerer Verdichtung. Worauf sich alle einigen können: Das nun gebaute Silo ist nicht derart plastisch durchgebildet wie im Rendering angekündigt. Das wäre wohl nicht weiter der Erwähnung wert, wenn die Zeichnung nicht der Abstimmungsbroschüre beigelegt gewesen wäre. Mit diesem Bild vor Augen haben die Stadtzürcher StimmbürgerInnen im Februar 2011 deutlich Ja gesagt.

— Die Redaktion
© Caspar Schärer
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