Prangins gewinnt Wakkerpreis 2021

Am Bahnhof von Prangins kommen dem Zugereisten Zweifel. An ihrem nordöstlichen Rand zeigt sich die Gemeinde wahrlich nicht von ihrer schönen Seite. Im Gegenteil, es sieht hier aus wie überall in der Agglo. Mit der Siegesfahrt des Automobils ging die Zersiedelung der Dörfer am Genfersee einher. Im Nu wuchsen sie zu Agglo-Gemeinden zusammen.

Die Vorfreude auf das Barockschloss von Prangins,  seit 1997 Westschweizer Sitz des Schweizerischen Nationalmuseums, hält den Besucher «bei der Stange» und auf dem Weg. Schon auf dem Spaziergang vom Bahnhof ins Dorfzentrum fallen gelungene Neubauten der öffentlichen Hand ins Auge. Im Zentrum dann zeigen sich die Resultate der Revitalisierung dieses kleinen Dorfs mit seinen 4000 Einwohnerinnen und Einwohnern: Im Dorfkern regt sich das Leben. Neben dem sanierten Schloss sind zahlreiche weitere historische Gebäude revitalisiert worden. Und schliesslich hat eine umsichtige Planung auch Blick- und Grünkorridore zum See freigehalten, die nicht nur vor dem Hintergrund des Klimawandels von Nutzen sind. Sie machen schlicht auf die Vorzüge der Lage an den sanften Hängen des Genfersees aufmerksam. Und so fügen sich langsam die Argumente zu einem konkreten Bild, das erklärt, warum die Waadtländer Gemeinde als zukunftsweisendes Modell der Raumplanung gelten könnte.

Die Arbeit am kommunalen Richtplan bot Prangins einen willkommenen Anstoss seine Identität, konkret seinen Dorfkern, zu stärken. Bis aber etwas davon zu sehen war und damit Prangins des Preises würdig, war es ein weiter Weg. Zusammenfassen kann man die wichtigen Wegmarken wie folgt: Politischer Wille, kluge Beratung, Architekturwettbewerbe mit geglückten Resultaten und eine gute Freiraumplanung haben dem Dorf ein neues Gesicht verliehen.

Sinnbildlich für die Vernachlässigung stand einst die «Passage», das älteste Gebäude im Dorfkern leer. Zusammen mit weiteren Bauten im Umfeld wurde es renoviert und neu belebt. Auch das Einpflanzen öffentlicher Nutzungen hat dem Kern zu neuer Blüte verholfen: Er ist nun wieder Treffpunkt im Dorf. Dies ging einher mit einer klugen Weichenstellung in der Verkehrsplanung und einem neuen Wegenetz. Bei der zukünftigen Verdichtung steht die Gemeinde jedoch unter Beobachtung: Sie will nämlich ihre grosszügigen Einfamilienhauszonen verschonen, um nicht auf ihre kräftigen Steuereinnahmen zu verzichten. Gleichwohl erwartet sie bis 2030/40 einen Drittel mehr Einwohner. Das ist die nächste Herausforderung für die Gemeinde. Vorerst wird nun aber gefeiert im Dorf: Wir gratulieren zum Wakkerpreis 2021 des Schweizer Heimatschutzes.

— Roland Züger

In unserem Dorfheft 3–2021, welches am 5. März erscheint, lesen sie ausführlicher zu den Gründen, warum sich die Waadtländer Gemeinde Prangins den Preis verdient hat und welche Hindernisse sie bis dahin zu überwinden hatte. Sie können das Heft hier vorbestellen.

Prangins verzichtete auf Einzonungen. Die Gemeinde schont ihre Landwirtschaftsflächen und will ihr wertvolles Ortsbild samt Barockschloss mit seinen Freiräumen und Parkanlagen erhalten.
© Pierre Marmy
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Prangins, Wakkerpreis 2021