Viel Lärm um nichts

Manchmal hat man den Eindruck, es verändere sich alles wahnsinnig schnell. Manchmal allerdings geht es ausgesprochen zähflüssig voran. So etwa beim Bau des Polizei- und Justizzentrums (PJZ) in Zürich. Immerhin musste dafür 2005 das historisch bedeutsame Gebäude des Güterbahnhofs aus dem kommunalen Inventar entlassen und nach einer längeren Auseinandersetzung mit dem Heimatschutz 2013 abgebrochen werden. An dessen Stelle klafft nun eine imposante Baugrube, tipptopp gesichert von einer rekordverdächtig langen Spundwand.

Der Aushub des Lochs zog sich über etliche Monate hin. In der ganzen Zeit sah man nie viele Arbeiter auf der Baustelle; in den letzten Wochen sogar ausgesprochen wenig bis keine. Man wird den Eindruck nicht los, dass es der Kanton Zürich als Bauherr nicht sonderlich eilig hat. Vielleicht weiss er noch nicht, was genau er in die Baugrube stellen möchte. Tatsächlich meldeten im Februar dieses Jahres die Zürcher Tageszeitungen, dass im Sommer 2015 das Projekt «im Detail feststehen» würde und dass im September 2016 Baubeginn sein solle. Die Baugrube bleibt also noch mehr als ein Jahr lang leer.

Es bleibt fraglich, ob bei diesem Schneckentempo der voll vermietete Güterbahnhof wirklich schon hätte abgetragen werden müssen. Der Abbruch hat eine Lücke in das Stadtbild gerissen, die jedoch ihren Reiz hat: Es gibt nun freie Sicht über das Gleisfeld auf die neuen Hochhäuser in Zürich West.

— Caspar Schärer
Freie Sicht auf den Prime Tower statt Güterbahnhof: Baugrube des Polizei- und Justizzentrums Zürich (PJZ).
© Caspar Schärer
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