JAS Nr. 87 – Huber Hutmacher

Neue Einheit in der Vielfalt

Sie haben zusammen studiert, zusammen gewohnt und nun entwerfen die beiden erfolgreich im Tandem. Jüngst haben sie den Wettbewerb für die Weissmieshütte in den Walliser Alpen gewonnen. Sonja Huber (1982) und Carol Hutmacher (1983) erklären hier anhand ihres Wohnhausumbaus in Kehrsatz, wie sie zusammen arbeiten.

Was ist Eure Herkunft?

Beide aufgewachsen in ländlichen Gegenden am Jurasüdfuss haben wir uns an der ETH in Lausanne zu Beginn des Studiums kennengelernt. Es folgte eine intensive Zeit, in der wir viel zusammen gearbeitet, gelernt, gefeiert, gelacht und auch gewohnt haben. Danach sind wir nach Biel und Bern gezogen und haben unsere Berufserfahrungen als Architektinnen gemacht. Mit kleinen und feinen Arbeiten haben wir uns schliesslich zu unterschiedlichen Zeitpunkten selbständig gemacht und entwickeln nun immer häufiger unsere Projekte gemeinsam in der Arbeitsgemeinschaft Huber Hutmacher.

Was ist Euch wichtig im Denken und Entwerfen?

Wir gehen jede Aufgabe neu und intuitiv an. Oft bewegen wir uns im Bereich von Umbauten, Sanierungen oder Ergänzungen - da liefert das Vorgefundene Inspiration. Zusammen mit der Individualität der Bauherrschaft entsteht eine in sich stimmige und für jedes Projekt einzigartige Entwurfsatmosphäre. Diese Atmosphären sind vielfältig und unterschiedlicher Herkunft: mal tauchen wir in eine Filmstimmung wie James Bond ein, mal bewegen wir uns in der sanften und zugleich kräftigen Farbwelt Le Corbusiers oder wir orientieren uns an einem expliziten Baustil und transportieren etwa den Jugendstil in das Hier und Jetzt. Es ist uns wichtig, dass ein Projekt ganz selbstverständlich aus dieser Atmosphäre heraus entsteht, sich entwickelt und stimmig wird. Wir haben nie von Beginn weg eine klare Vorstellung des Resultats. Es ist immer die Essenz die aus dem Ping-Pong unserer Ideen und dem Weiterdenken der Idee der jeweils anderen entsteht.

Und wie zeigen sich diese Aspekte konkret in einem von Euch ausgewählten gebauten Projekt?

Eine offene Bauherrschaft mit einem charakterstarken Haus aus den 1960er Jahren waren eine wunderbare Basis. Das Haus selber verströmte eine eher düster verstaubte, früher wohl glanzvolle Atmosphäre des modernen Wohnens. Und in der Holzstruktur des Erweiterungsbaus aus den 1070er Jahren fanden wir eine japanisch angehauchte Stimmung. Zusammen mit der offenen Wohnidee der jungen Familie entstand eine Entwurfsatmosphäre, die Klarheit, Eleganz, Offenheit aber auch kraftvolle Materialien und Farben einschloss. Wir haben die Holzstruktur mit ihren klaren Linien in ein tiefes Rot getaucht und in das Haus hineingetragen. Sie bildet nun ein atmosphärisch prägendes Raumgitter das zwischen den beiden Polen des Anbaus und der Küche aufspannt. Der Boden mit einem grafischen Muster aus geschliffenen Kirschsteinen betont die zwei Raumtaschen und lehnt sich an die Eleganz der geschliffenen Kunststeintreppe aus der glanzvollen Moderne an. Mit einer feingliederigen Struktur mit Füllungen aus Holz und Glas erhält die Küche schliesslich einen starken räumlichen Bezug, der mit Schiebetüren zwischen Abgrenzung und Offenheit spielt. Das Farbkonzept verbindet, stärkt und prägt die Atmosphäre wesentlich.

Wohnhausumbau in Kehrsatz

Huber Hutmacher

www.sonjahuberarchitektur.chwww.carolhutmacher.ch

Standort: Sandbühl, 3122 Kehrsatz
Bauherrschaft: Privat
Architektur: Sonja Huber und Carol Hutmacher, ARGE HuberHutmacher, Bern und Biel
Chronologie: Planung und Realisierung 2020

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