Architektur ist dazu bestimmt, gebaut zu werden. Erst wenn Kontext, Konstruktion, Räume, Materialien und Oberflächen physisch abrufbar sind, erwacht ein Gebäude zum Leben. Oft bleibt Architektur jedoch Papier und Modell – und gilt dann als «gescheitert». Trotzdem kann sie sich immer wieder in ihrer visionären Form eines blossen Projekts in den Köpfen festsetzen, ein Eigenleben und eine grosse Wirkungsmacht entfalten oder gleich eine stürmische Debatte auslösen, wie das berühmte Beispiel von Le Corbusiers Wettbewerbsbeitrag für den Völkerbundpalast 1929 zeigt. Jede Architektin, jeder Architekt verfügt über ein mehr oder weniger grosses Portfolio an Ungebautem. Deshalb spürt dieses Heft für einmal jener Architektur nach, die es in der Regel nicht in die Zeitschriften schafft.
Rekonstruktionen haben immer etwas Faszinierendes an sich, allerdings nur dann, wenn sie nicht gebaut werden. Die Realisation raubt der Rekonstruktion den Charme des Ungewissen. Die Geschichte der Rekonstruktionen werden ohne Zweifel immer spannender sein als jeder rekonstruierende Neubau.
Der Entwurf von OMA für die Nationalbibliothek in Paris ist im Wettbewerb von 1989 ausgezeichnet worden. Gewonnen und gebaut hat jedoch Dominique Perrault. Beide Projekte haben ihren Platz in der Geschichte gefunden.
Wie produzieren Architekturwettbewerbe eigentlich ihr Resultat? Wie fällen Jurys ihre Entscheidungen? Und wie stellen Jurys im Falle besonders streitbarer Projekte einen stabilen Abschlussbericht her? Wir haben im Rahmen eines Forschungsprojektes an Jurysitzungen von mehreren Architekturwettbewerben teilgenommen und zugeschaut, wie dies vonstatten geht.
Es gibt Orte, für die immer wieder neue Bauprojekte ausgedacht werden, die über Generationen im Rampenlicht der Planer und Architekten stehen, ohne dass es je zu einem Bauentscheid oder gar zu einer Realisierung kommt.
Stadtplanung ist eine Marathondisziplin. Am Gebauten und am nicht Gebauten haben deshalb ebenso die vergangenen Generationen wie die jeweils gegenwärtigen Akteure Anteil – Ansichten über die Planung als Dienst an der Gemeinschaft, über den Erfolg und das Scheitern von Projekten, und warum auch der Zufall in der Stadtentwicklung eine Rolle spielt.
Hochsitz. Wohnhaus in Haldenstein von Robert Albertin
Naturerlebnis in der Peripherie. Wettbewerb für den Neubau des Naturmuseums in St. Gallen. 1. Rang Planungsgemeinschaft Michael Meier und Marius Hug Architekten, Zürich und Armon Semdeni Architekten, Zürich
Das Kaffeehaus verjüngt. Umbau der Basler Confiserie Bachmann durch HHF Architekten Basel
Ein Haus für Kinder. Umbau und Umnutzung des Kosthauses Triesen in eine Kindertagesstätte von den Architekten Uli Mayer und Urs Hüssy
Modellbau im digitalen Zeitalter. Eine Einschätzung des Zentrums Konstruktives Entwerfern der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Winterthur zur Rolle des Laser Cutters
Gemeinnütziger Wohnungsbau – bodenlose Zukunft?