In der ganzen Schweiz besuchten wir «die Jungen» in ihren Ateliers, Studi oder Büros und fragten nach, was den Nachwuchs heute umtreibt, wer junge Architekturschaffende beeinflusst (hat), mit wem sie vernetzt sind und woran sie gerade arbeiten. Unsere Informanten liessen wir einen Kettenbrief an ihre Kontakte zukommen, diese schickten ihn wiederum weiter (manchmal blieb er liegen) – und das Schneeballsystem kam in Bewegung. Mehr als 240 Orte, Personen und Büros kamen so zusammen, und wir zeichnen hier das Bild einer Generation. Persönliche Beziehungen lassen sich grafisch abbilden, doch die Dynamik, das Wissen, die Haltung und die Energie, die diese ausmachen, lassen sich nur erzählen. Die Methodik ist kollaborativ und ziemlich kreativ, was man auch den Texten ansieht – an dieser Stelle tausend Dank allen Personen, die uns bei der Recherche geholfen haben. Die Forschung ist an dieser Stelle zwar abgeschlossen, aber sie kann keine abschliessende Gültigkeit beanspruchen. Einige der neuentdeckten Nachwuchsbüros werden sich in der Rubrik JAS (Junge Architektur Schweiz) online und seit diesem Jahr auch im Heft ausführlicher präsentieren, von anderen wiederum liest man hoffentlich in zehn Jahren.
Zuerst geht’s über die Landesgrenze: nach Como zur Gruppe VG13. Junge Architekturschaffende haben sich in einer alten Villa eingenistet, alle haben in Mendrisio studiert. Ihre Projekte setzen sie in Mailand um, in Marokko und in London – ganz ähnlich international wie TEN Architects, die eine offene Struktur und einen sozialen Blick auf die Welt pflegen. Oder wie die Gruppe um das Magazin-Projekt Superposition: Sie haben in München angefangen zu publizieren sind aber in alle Welt vernetzt und arbeiten in Zürich. Für alle gilt, was Leo Bettini sagt: «Architektur ist eine soziale Disziplin. Sie funktioniert nur im Multilog».
Ein ehemaliger Schweinestall in einem Waadtländer Dorf ist Hauptquartier und Namensgeber der Gruppe La Porch. Das Interesse am Konstruieren und selber Hand anlegen, das Bauen und Designen mit Holz und die ökologische Verantwortung in Zeiten des Klimawandels verbinden die multidisziplinäre Gruppe, die als ihre Influencer Dieter Dietz, Studio Mumbai und die belgischen DVVT erwähnt.
Im Atelier der Stiftung Heidi und Peter Wenger in Brig ist das Blaue Becken eingebaut, das der Oberwalliser Diskussions- und Aktionsgruppe seinen Namen gab. Die Mitglieder sind teils im Wallis, teils ausserhalb tätig und vernetzt. Gemeinsam engagieren sie sich für einen offenen Architekturdiskurs im Bergkanton.
Auf der Plattform architekturbasel findet heute die Basler Architekturdiskussion statt. Und die ist politisch: Sie nimmt auch übermächtige Basler Akteure nicht von ihrer Kritik aus. Im Studium vermissten einige in der Basler Tischrunde Soziologie und Fragen des Wohnens. Während sich die einen in Genossenschaftsprojekten engagieren, suchen andere die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen auf dem Feld der Kunst oder sie organisieren Debatten.
Keiner hat’s gesehen oder gehört: Im Schweizer Biennale-Pavillon 2018 prägten auch eine Sound- und eine Bildinstallation die Wahrnehmung. Ihre Autorinnen Shirana Shahbazi und Nicolas Buzzi sitzen zusammen mit Li Tavor und Freunden und betonen: Es geht nicht um Netzwerk, sondern um Freundschaft. Und diese Haltung kennt keine Altersbeschränkung.
Zwanzig Jahre lang hat Architekt Matthias Ackermann das Boot von werk, bauen + wohnen durch oftmals raue Wellen gesteuert. Wir danken dem scheidenden Vizepräsidenten des Verlags Werk AG.
Dem Verfassungsgrundsatz der Trennung von Bau- und Nichtbaugebiet will die Doppelinitiative der Umweltverbände endlich Nachdruck verschaffen. Patrick Schoeck-Ritschard erklärt, warum obsolete Landwirtschaftsbauten darum lieber verfallen als umgenutzt werden sollen.
Die Stadt Nyon verwandelt den grössten Parkplatz im Stadtzentrum in den Parc Perdtemps: Die Autos werden unter den Boden verbannt; Mediathek und Grossverteiler finden ebenfalls Platz. Paysagestion und Localarchitecture aus Lausanne gewannen den Wettbewerb.
Originaltext Französisch
Archäologien der Macht und der Gewalt stehen im Zentrum der Ausstellung Unterm Radar im S AM Basel. Sie macht deutlich: Architektur ist politisch. Ausserdem sind Ausstellungen zum Badekult in Baden und über Lawinen als Weisse Gefahr im Zürcher Heimatschutzzentrum anzuzeigen.
In ihrer breit angelegten Kulturgeschichte der Architektur-Akustik zeigt Sabine von Fischer, wie die Wissenschaft zwischen Physik und Wahrnehmung oszilliert: Ihr Buch Das akustische Argument, das Philipp Noger zur Lektüre empfiehlt, greift dabei weit in die Kultur- und Technikgeschichte aus.
Christoph Luchsinger, 1954 – 2019
Die Fähigkeit zum Staunen will sich das junge Büro aus Genf und Zürich erhalten. Wie das gemeint ist, zeigt ein bewohntes Gartenhaus in der Anflugschneise des Genfer Flughafens. Online lesen