Die Projekte dieses Hefts übersteigen das Wohnen, wie es herkömmlich diskutiert wird und haben vor allem eine Gemeinsamkeit: Sie alle folgen in irgendeiner Form einem theatralischen Raumverständnis.
Die Siedlung Vogelsang in Winterthur verkörpert fast wörtlich ein bühnenhaftbarockes Architekturkonzept, indem die Entwerfenden das Wohnen als Komödie und die Architektur als Kulisse verstehen. In Ergänzung dazu funktionieren die Bühnen von Edelaar Mosayebi Inderbitzin oder Sophie Delhay in einem modernistischen Sinn als «Maschinen», die das Wohnen performen. Im Wohnhaus von EMI in Zürich ist die Metapher direkt; bei Delhays zellulären Grundrissen ihrer französischen Wohnanlagen funktioniert sie eher abstrakt und indem die Architektin einen regelbasiert-starren Bausatz von Räumen oder eben Bühnen vorgibt. Auf diesen Bühnen pulsiert das Leben.
Aussen erscheint es etwas technoid und grau. In seinem Inneren ermöglicht das Haus an der Stampfenbachstrasse in Zürich die Inszenierung des häuslichen Alltags. Es hat seinen Ursprung in einem Forschungsprojekt des Lehrstuhls von Elli Mosayebi an der ETH. Die im Wohnumfeld meistens klar umrissene Grenze zwischen Privatheit und Öffentlichkeit wird in diesem performativen Haus von Edelaar Mosayebi Inderbitzin verhandelbar, und diese Wohnmaschine dadurch zu einem aktuellen Beitrag der architektonischen Raumforschung.
Die Siedlung Vogelsang in Winterthur von Knapkiewicz & Fickert mit Tremp Landschaftsarchitekten definiert in erster Linie gemeinschaftliche Räume und ist somit alles andere als ein autistisches Objekt. 156 Wohnungen, eingepasst zwischen Grünraum und Bahndamm, fügen sich in die Gartenstadt ein und bilden die Kulisse für das alltägliche Theater, das wir Leben nennen. Ein Ort voller Lebendigkeit, Motivreichtum, Mehrdeutigkeit und Übertreibung – aber auch mit stilleren Orten abseits des Trubels.
Die Pariser Architektin Sophie Delhay baut anders. Mit wissenschaftlicher Methode und künstlerischem Flair lotet sie die Grenzen des Wohnungsbaus aus. Sie besucht regelmässig ihre Bauten, auch nach dem Bezug, um daraus für zukünftige Projekte zu lernen. Denn: Nachdem sich die Gesellschaft und die Formen des Zusammenlebens in den letzten Jahren stark verändert haben, müsse sich auch die Architektur verändern können, ist Delhay überzeugt. Doch wie kann Architektur auf Veränderung reagieren? Artikel lesen
Der Landschaftsarchitekt Thomas Hauck fragt sich, ob wir uns die Pflege unserer tradierten Vegetationsbilder überhaupt noch leisten können. Gebrauch und Ästhetik stehen im Widerspruch zueinander, und die Herausforderung des Klimawandels macht einen anderen Umgang mit den Fussböden der Stadt dringend notwendig.
Auf dem Juchhof in Zürich will die Stadt einen Recyclinghof bauen und sich dabei in der Kreislaufwirtschaft üben. Das ist konzeptionell einleuchtend – aber ist es wirklich der richtige Ansatz?
Das Werk der pakistanischen Architektin Yasmeen Lari ist in Wien zu entdecken. In Weil am Rhein schaut man in die Zukunft der Gärten, während in Berlin mit dem Bauen im Nationalsozialismus die Vergangenheit und deren Rezeption aufgerollt werden.
Ein neues Buch zum Wohnen wirft aktuelle sozialräumliche Fragen auf. Die Soziologin Stephanie Hering bespricht es für uns, während ein Buch zu Geoffrey Bawas Plänen an unser Heft über den Architekten aus Sri Lanka erinnert. Zudem empfehlen wir eine Publikation zum kreislaufgerechten Bauen.
Das Lausanner Duo schafft mit Farben, Formen und Ornamenten freudvolle Architektur. Das eigene Büro der glücklichen Architektinnen dient als Vorzeigeobjekt. Artikel lesen
Das Café des Arcades in Freiburg ist eine Institution. Nach Sanierung und Umbau sind der Muff entsorgt, Betriebsabläufe optimiert und im Dachpavillon eine Bar eingerichtet.
Im altehrwürdigen Freiburger Rathaus hat der Gebrauch der letzten fünf Jahrhunderte Spuren hinterlassen. Nun haben Aeby Aumann Emery das Denkmal umgebaut. Unser Autor Sylvain Malfroy ist den historischen Fährten nachgegangen. Originaltext Französisch