JAS Nr. 48 – Foeldvary Staehelin, Basel

Am Weiher im Wald

Wie viele der in unserem Heft «Netzwerke der Jungen» (wbw 1/2–2020) vorgestellten Büros hat es das Basler Architekturtrio einzig in unser Netzwerk-Diagramm geschafft. Mit diesem Bericht über ein schmuckes Ferienhaus aus ihrer Werkstatt wollen wir das ändern. Marie Annick Staehelin, Balàzs Földvàry und Melchior Füzesi (von links) haben unsere Fragen aus dem Home-Office beantwortet.

— Roland Züger, 12.05.2020

Wie haben Sie zusammengefunden?

Ende 2017 haben wir das Architekturbüro Foeldvary Staehelin in Basel gegründet. Nach dem Abschluss unseres Masterstudiums an der Hochschule in Basel und der gemeinsamen Arbeit in einem Architekturbüro beschlossen wir, ein eigenes Büro zu eröffnen. Nur so können wir unsere architektonischen Ideen weiter entwickeln. Seit 2019 verstärkt Melchior Füzesi unser Büroteam.

Was interessiert Sie beim Entwerfen?

Im Laufe der Jahre haben wir individuelle Interessen in den Bereichen Architektur, Kunst oder Computertechnologie verfolgt. Im Büro führen wir diese Erkenntnisse aus unseren sehr unterschiedlichen Erfahrungsschätzen zusammen und lernen so voneinander. So können wir alte Gewohnheiten auflösen, um Fragen wieder neu und präziser zu stellen.

Unsere Arbeit zeichnet sich am Anfang eines Entwurfs durch viele Referenzen aus, die wir in unseren Köpfen tragen. In der Analyse zum Entwurf vermeiden wir es, architektonischen Vorlieben oder lang gehegten Ideen zu folgen, die wir schon immer in einem Projekt unterbringen wollten. Stattdessen versuchen wir unsere Gedanken auf die zentralen Punkte des Entwurfs zu lenken. Dies hilft uns, den richtigen Weg zu finden und uns zu fokussieren, wenn wir mal vom Thema abweichen. Wir möchten die von uns für jedes Projekt eigens entwickelte architektonische Sprache sprechen, statt kurzfristigen Trends nachzurennen. Dabei glauben wir, dass eine direkte Ausdrucksweise, das Zeigen der Konstruktion und bewusst eingesetzte nachhaltige Materialien sich als ein wichtiges Standbein erweisen. Einige Ideen zur Nachhaltigkeit mit dem Ziel, ein gesundes Raumklima zu schaffen, haben wir im Wohnprojekt für das Lysbüchel-Areal weiterentwickelt. Dort planen wir derzeit ein Haus mit elf Genossenschaftswohnungen hinter einer Fassade aus Lehmsteinen.

Wie zeigen sich diese Interessen beim Entwurf für das Haus am Wasser?

Das kleine Ferienhaus in der französischen Gemeinde Romagny-sous-Rougemont liegt am Waldrand zwischen zwei Weihern. Es ersetzt seinen Vorgänger aus den 1970er Jahren, der in schlechten Zustand war und nicht mehr den Bedürfnissen der Eigentümer entsprach. Aufgrund seiner Lage ausserhalb der Bauzone steht der Neubau aus Holz nun in gleicher Dimension am alten Ort. Vom ursprünglichen Gebäude blieb der Betonsockel erhalten. Darauf steht die vertikal gegliederte Holzfassade mit Fensterläden, die Gebäude und Terrasse komplett schliessen, sind die Eigentümer abwesend. Gleichzeit dienen sie neben dem Sicht- auch dem Sonnenschutz, werden tagsüber wechselnden Bedürfnissen angepasst und tauchen die Innenräume in unterschiedliche Lichtstimmungen. Die Terrasse entlang der Glasfassade dient als Haupteingang. Innen zonieren Schiebetüren den Grundriss zum Wohnen, Schlafen und Baden. Eine Galerie, die über eine Leiter zugänglich ist, bietet zusätzlichen Schlaf- und Lagerraum. In tiefen Wänden sind nebst den Schiebetüren Regale und Schränke verborgen.

Das Ferienhaus liegt abseits des Dorfs und seines Infrastrukturnetzes und funktioniert deshalb autonom. Solarpaneele auf dem Dach erzeugen Strom. Eine unterirdische Zisterne sammelt Regenwasser vom Dach zur Verwendung im Haus. In Trockenperioden kann gar Wasser aus einem Weiher abgepumpt werden. Ein Holzofen wärmt an langen Wochenenden im Winter.

Ferienhaus am Weiher, Romagny-sous-Rougemont (F)

Foeldvary Staehelin, Basel

www.foeldvarystaehelin.ch

Ferienhaus am Weiher, Romagny-sous-Rougemont (F)

Direktauftrag; Adresse: Romagny-sous-Rougemont, Frankreich; Bauherrschaft: privat; Chronologie: Projekt und Ausführung 2018–19; Fotos: Foeldvary Staehelin

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