Keimfarben – Wohnatmosphäre im Spital

Möglichst keimfrei soll ein Spital sein, das leuchtet ein, nicht erst in Corona-Zeiten. Gleichzeitig wünscht man sich Räume, die mit übersichtlicher Wegführung, viel Tageslicht und wohnlicher Ausstrahlung zum Gesundwerden beitragen und auch die Arbeit des Spitalpersonals aufwerten. Dies ist, kurz zusammengefasst, das Fazit unseres Hefts 1/2–2021 zum Spitalbau heute.

Im neuen Kantonsspital Frauenfeld (Schneider + Schneider 2020) hat es uns die Materialisierung von Korridoren und Patientenzimmern besonders angetan. Auf Schritt und Tritt trifft man dort auf Wandverkleidungen aus Holz – und auf warme Farben: Ein heller, warmer Grünton verbindet sich im Patientenzimmer mit dem Holz der Sitznischen in den grossen Fenstern; den Korridoren verleihen verschiedene warme Grautöne und ein lichtes Hellblau eine besondere Atmosphäre – und in den Behandlungszimmern der Ärzte trafen wir sogar ein tiefes Moosgrün an. Von steril keine Spur, die Atmosphäre erinnert viel mehr an ein gutes Hotel. Vom Designer Stephan Zwicky stammt das Farbkonzept. Verwendet wurden durchwegs mineralische Keimfarben, aufgetragen auf Glasfasertapete. Zur Wärme der Farbtöne kommt so die angenehme Haptik der Oberfläche. Im Neubau sind die Raumgrössen und Korridorbreiten sparsam bemessen, doch Farbe und Materialisierung lassen die Enge vergessen, und in den regelmässig verteilten Sitznischen lässt man sich gern auf einem Sofa nieder. – Warum kommen so wirksame, aber letztlich einfache Mittel nicht viel öfter zum Einsatz?

— Daniel Kurz

Hier können Sie das Heft Spitalbau heute (wbw 1-2–2021) direkt bestellen.

Patientenzimmer mit Sitzbank im Fenster
© Roger Frei
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