1/2–2025

The Burckhardts

Angesicht heute drängender Aufgaben wie der Energielandschaften, dem Autobahnbau, dem Wohnungsnotstand, der Partizipation an Planung oder dem Grün in der Stadt ist das Wirken von Annemarie und Lucius Burckhardt hochaktuell. Deshalb widmen wir dem nonkonformistischen Denken des Paars mit wachem Geist, offenem Blick und beissender Ironie ein Heft. Darin liegen mehrere Fährten aus, die die Breite ihres Wirkens illustrieren. Wir machen den massgeblichen Anteil von Annemarie Burckhardt an der ungeheuren Ideen- und Textproduktion sichtbar, der oft vergessen geht. In seiner Zeit als Redaktor dieser Zeitschrift hat Lucius Burckhardt ab den 1960ern die Debatten der Architektur beeinflusst. Aber auch die politischen Aktionen der beiden, ihr Widerstand gegen den Abriss des alten Theaters in Basel oder die innovative Lehrtätigkeit kommen zur Sprache.

Das Heft begleitet eine Ausstellung über die Burckhardts in der Universitätsbibliothek Basel, wo auch der Nachlass des Paars liegt.

Stupfen, nicht stechen

Drei Fixpunkte im publizistischen Koordinatensystem der Burckhardts

Roland Züger

Bereits als Student in Basel hat Lucius Burckhardt pointiert gegen Autobahnausbau und Altstadtabriss gekämpft. Durch sein mit Markus Kutter und Max Frisch 1955 verfasstes Pamphlet achtung: die Schweiz wurde er im ganzen Land bekannt. Seitdem haben Annemarie und Lucius Burckhardt mit ihren Texten den Diskurs zu Architektur, Stadtplanung, Landschaft und Design beeinflusst: Viele Thesen darin sind heute erstaunlich an schlussfähig. Eine Einstiegshilfe. Artikel lesen

Burckhardts Werk

Zur Debatte anstacheln

Daniel Kurz

Während seiner Zeit als Redaktor beim werk (1962 – 72), einem Vorgänger dieser Zeitschrift, stellte Lucius Burckhardt kritische Fragen zum architektonischen Zeitgeschehen: Er hinterfragte die blinde Wachstumseuphorie genauso wie die damit einhergehende Zersiedelung, den Druck auf Landschaft und Gebäudebestand. Vor dem Hintergrund dieser dringlichen Themen hat er im Heft zu breiten Debatten angestachelt.

Seite an Seite

Auf den Spuren von Annemarie Burckhardt

Henriette Lutz, Joana Teixeira Pinho

Annemarie Burckhardt arbeitete jahrelang symbiotisch mit ihrem Mann Lucius zusammen. Sie war kritisches Gegenüber, schrieb, lehrte, organisierte und dokumentierte. Trotzdem ist ihr Name im Werk wenig präsent, über ihr Wirken – im Kunstbereich beispielsweise – wenig bekannt. Zwei Architektinnen begeben sich auf eine Forschungsreise und stellen fest: Geschichtsschreibung lässt sich korrigieren – auch wenn dies nur allmählich geschieht.

«Wie bewahren wir die Reichhaltigkeit des Burckhardt’-schen Denkens?»

Drei Fährten in Lehre, Praxis und Politik

Maria Conen, Thomas Kissling und Philippe Koch im Gespräch mit Christoph Ramisch und Roland Züger

Ganz im Burckhardt’schen Sinne laden wir zu einem interdisziplinären Tischgespräch ein und diskutieren die Aktualität der Ideen und Fragestellungen von Annemarie und Lucius. Ihre Überzeugung, dass jedes Bauen Weiterbauen ist, ihr Interesse an Ökologie und die Idee, die Umwelt durch Sehen und Erfahren zu verstehen, ist auch für die heutige Architekturlehre und Planungspraxis relevant.

Agitieren für den Erhalt

Widerstand gegen den Abriss des alten Stadttheaters in Basel

Dorothee Huber

Lucius und Annemarie Burckhardt waren eng mit der Stadt Basel verbunden und beteiligten sich aktiv an deren Planungsdebatten. Ein Beispiel ihrer widerständischen Praxis ist der Theaterplatz: 1975 wurde das Stadttheater gesprengt, um nur einen Steinwurf entfernt davon ein neues zu bauen. Die beiden setzten sich für den Erhalt des Altbaus ein. Ihre Waffe: der Plan. Darin zeichneten sie auf, wie das alte Theater hätte umgenutzt werden können.

Ljubljana

Die Stadt als Spaziergang

Lucius Burckhardt und Linde Burkhardt, Monika Nikolič (Bilder)

Stadt und Kulturgeschichte lässt sich beim Gehen, durch intensives Wahrnehmen, erfahren und verstehen. In einem Aufsatz nehmen uns der Soziologe und eine befreundete Künstlerin mit auf einen von Jože Plečnik inszenierten Spaziergang durch Ljubljana. Der wenig bekannte Text ist 1986 erschienen und bringt die Burckhardt’sche Promenadologie auf den Punkt.

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Debatte

Keine Baukultur ohne Bauherrschaften, die bereit sind, in sie zu investieren. Doch dass ökologisch, gestalterisch und gesellschaftlich ambitionierte Architektur auch handfeste ökonomische Vorteile bietet, wird oft unterschätzt, schreibt der Ökonom Gabriel M. Ahlfeld. Eine Zertifizierung für Baukultur könnte dabei helfen, qualitätvolle Architektur auch marktfähiger zu machen.

Ausstellungen

Zeitgleich mit dem Erscheinen dieses Hefts eröffnet in der Universitätsbibliothek Basel die Ausstellung Sehend denken. Sie ist eine Einladung, den Aktivismus, die künstlerischen und akademischen Tätigkeiten der Burckhardts sehend und spazierend nachzuerleben. Die beiden Kuratorinnen erzählen. Zudem: In Situ stellt im Architekturforum Zürich aus, die USI Mendrisio widmet Arrhov Frick eine Ausstellung.

BSA Neumitglieder

Der BSA begrüsste im Jahr 2024 49 neue Mitglieder.

Junge Architektur Schweiz

Charles Capré & Arthur de Buren

Transformation d’une grange, Denens VD

Sie stammen aus der Agglomeration von Lausanne und arbeiten als Duo wie auch als Teil der Architekturgenossenschaft c/o. Der kollektive Gedanke zieht sich durch ihre Arbeitsweise und ihr erstes Projekt: Mit einer umgebauten Scheune bringen sie eine gemeinschaftliche Cluster-Wohnform in die ländliche Gemeinde Denens nahe des Genfersees.Weiterlesen

werk-material 10.02/844

Das Museum als Lager

Technikwelt Enter in Derendingen von Waldrap

Blanka Major, Waldrap (Bilder)

werk-material 10.02/845

Stumme Riesen

Kunsthaus Baselland in Münchenstein von Buchner Bründler

Christoph Ramisch, Rory Gardiner (Bilder)

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