Für ein Land wie die Schweiz – Konstruktionskulturen sind national verschieden – ist das nicht erstaunlich, denn Baustoffe wie Beton oder eben Holz liegen hier näher. Damit ist nicht nur ihre Verfügbarkeit gemeint, ebenso wichtig ist die Verankerung in der Mentalität, durch Lobbyarbeit und Marketing.
Dieses Heft entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Institut für konstruktives Entwerfen IKE an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ZHAW und dem Stahlbau Zentrum Schweiz SZS. Anlass für diese Interessengemeinschaft war ein Ideenwettbewerb, den die Hochschule in Kooperation mit dem SZS und werk, bauen + wohnen ausschrieb, und dessen Resultate nun hier publiziert sind. Die Fragestellung war bestechend einfach: Wie lassen sich vor dem Hintergrund enger Normen neue Spielräume und Impulse für die Architektur gewinnen, dem Stahlbau also eine eigene Ästhetik abringen? In Kombination mit anderen Baustoffen entfaltet er ein konstruktives Potenzial und eine entwerferische Logik, die vielleicht beide sogar über jene von Holz und Beton hinausgehen. Das Heft treibt die Recherchen weiter. Nebst einem Schlüsselbau der französischen Architekten Lacaton & Vassal, der das Potenzial von Stahl im grossen Massstab aufzeigt, blicken wir auf jenes publizistische Ereignis zurück, das bei der Auslobung des Wettbewerbs Pate stand: die Veröffentlichung der kalifornischen Case Study Houses in der Zeitschrift Arts & Architecture zwischen 1948 und 1966.
Stahl war einmal das Konstruktionsmaterial der Zukunft schlechthin. Aber kaum jemand wohnt bis heute in Stahl. Warum sich das doch noch ändern und neues Leben im Stahlhaus einkehren könnte, beschreiben die fünf Thesen zu den Wesensarten des Baumaterials, die unser Redaktor als Juror des Studienauftrags Case Study Steel House ausgemacht hat.
Erneuerung der Architektur braucht Raum und Zeit für Forschung. Aus dieser Überzeugung heraus luden die Fachhochschule Winterthur und das Stahlbau Zentrum Schweiz im Studienauftrag Case Study Steel House sechs Teams ein, konstruktiven Fragen von Stahl im Wohnungsbau nachzugehen, frei von Zwängen, Termin- und Kostendruck. Die Laborsituation brachte Erkenntnisse zu neuartigen Anwendungsformen und Materialkombinationen, zu Konstruktionsprinzipien und -systemen sowie gar zu künftigen Wohn- und Raumkonzepten.
Gemeinschaftliches Wohnen in Windisch, Arbeiten zu Hause in Rapperswil: Je drei hochkarätige Teams von Architekten und Ingenieuren entwickelten auf den beiden realen Experimentierfeldern des Studienauftrags Projekte, Konzepte, Thesen und neue Fragestellungen. Von der Vermählung des Stahls mit dem Lehm über die Entdeckung des tragenden Wellblechs bis zum Systembau aus einem einzigen Würfelmodul – die inhaltliche Breite und konstruktive Tiefe der Vorschläge zeugt von der ansteckenden Neugier der Teilnehmer.
Neu einkleiden oder abreissen? Lacaton & Vassal und Frédéric Druot fanden im bretonischen St-Nazaire einen dritten Weg des Umgangs mit einem etwas abgelebten Grand Ensemble. Und erreichten mit der Erweiterung um eine Raumschicht in Stahl eine Reihe von Zielen auf einen Schlag: nachhaltiges Renovieren, Wohnraum schaffen, Qualität erzeugen, kostengünstig bauen. Das System könnte Schule machen.
Bei der Sanierung von La Chesnaie in St-Nazaire schufen Lacaton & Vassal räumlichen Mehrwert im grossen Massstab mit einem unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnis. Wie das geht? Dank einer Konstruktion, die auf der radikalen Zuspitzung architektonischer Entscheidungen beruht.
Der Trend zu technischen Lösungen im Brandschutz ist eine Chance für den Stahlbau, denn er verspricht mehr Effizienz und geringere Kosten. Um Hemmnisse gegenüber dem Baumaterial abzubauen, braucht es aber auch eine Überarbeitung und Vereinfachung der vielen Normen. Denn diese dienen heute nicht nur der Sicherheit, sondern auch den Interessen grosser Player auf diesem Markt.
Die Zeitschrift Arts & Architecture schrieb in den Nachkriegsjahren nicht nur Architekturgeschichte, sie baute sie auch. Ihr Case-Study-House-Programm prägte die US-Moderne – und bis heute das Image von Los Angeles. Architekten wie Charles und Ray Eames, Eero Saarinen und Pierre Koenig experimentierten mit Wohnbauten in Stahl am Haus für die neue Zeit. Ihr grosses Versprechen konnte die Baureihe aber nicht einlösen.
Mehr Sorgfalt, mehr Städtebau: Die Konferenz der Zürcher Planerverbände mit SIA und BSA äussert konkrete Forderungen zur Planung im Hochschulgebiet.
«Wir sind keine Genossenschaft», betont die Bauherrin, eine Versicherung, und plant am Waldrand über Zürich lauter Kleinwohnungen. Die Verdichtung der Gartenstadt erfordert klare Strukturen und vor allem klug gefasste Freiräume.
Wann gelten zwei, wann fünf, wann zehn Jahre Verjährungsfrist für Planungsmängel am Bau? «Die gesetzliche Regelung kann man gut und gerne als kompliziert bezeichnen», resümiert Patrick Middendorf.
In der dreibändigen Edition East West Central umreisst Ákos Moravánszky die Architekturgeschichte Osteuropas nach dem Zweiten Weltkrieg. Und im Buch über Europas Moscheen stellt Christian Welzbacher die Frage nach einem spezifisch europäischen Zugang zu dieser immer häufigeren Bauaufgabe.
Alle zehn Jahre wird die westfälische Stadt Münster zum Ausstellungsort für zeitgenössische Kunst. Skulptur Projekte Münster verwandelt dies Jahr auch das benachbarte Marl. Ausserdem: Frank Lloyd Wright im MoMA – und Schweizer Architekturexport in der Ausstellung In Land Aus Land im S AM Basel.
Gilles Barbey, 1932 – 2017 Originaltext Französisch
René Antoniol, 1934 – 2017
Hauserweiterung in in Holz und Stahl in Renens VD von Dreier Frenzel, Lausanne
Originaltext Französisch