Licht, Luft und Sonne – so lautete das Gesundheitsversprechen der Moderne. Heute sind die Ansprüche an eine heilende Architektur komplexer. Das zeigt der Spagat, der dem kürzlich fertiggestellten Kinderspital in Zürich von Herzog & de Meuron gelingt: auf der einen Seite ist es eine effiziente und hochtechnisierte Gesundheitsmaschine, auf der anderen eine freundliche und kindergerechte Wohnumgebung auf Zeit. Das Haus trägt seinen Menschen Sorge – den kleinen Patientinnen und Patienten, deren Familien, und auch den Mitarbeitenden, die den täglichen Betrieb am Laufen halten.
Sorge tragen, to care – was heisst das eigentlich genau? Folgt man der Definition der katalanische Architektin Anna Puigjaner, die seit 2023 den Lehrstuhl für Architecture and Care an der ETH Zürich leitet, umfasst der Begriff der Fürsorge also nicht allein das Entwerfen von Spitälern und Pflegeeinrichtung. Es geht darum, den Blick zu weiten, wie Pflegearbeit heute geleistet wird, von wem und welchen Einfluss die Architektur darauf hat – positiven wie negativen.
Den Blick weiten – dazu soll auch dieses Heft einladen. Wir schwenken für einmal bewusst weg von klassischen Pflegearchitekturen. Denn Räume der Fürsorge müssen nicht exklusiv sein und die Nutzenden in «alt» oder «jung», «pflegebedürftig» oder «gesund» einteilen. Sie können offen sein: zugängliche Orte, in der Mitte der Gesellschaft, die es erlauben, einander und sich selbst Sorge zu tragen.
Seit 2023 ist die spanische Architektin Anna Puigjaner Professorin für Architektur & Care an der ETH Zürich. Im Interview sprach sie über ihre Lehre, die sozialen Konstrukte, die der gebauten Umwelt zugrunde liegen, und ihr Verständnis des Begriffs Care, den sie weit über die Grenzen institutioneller Pflegeeinrichtungen hinaus festmacht.
Als Familienspital versteht sich das neue Universitäts-Kinderspital in Zürich. Das Haus von Herzog & de Meuron schafft den Rahmen für ein gutes Miteinander aller Beteiligter am Heilungsprozess der Kinder und Jugendlichen. Runde Höfe erinnern an Waldlichtungen, die Patientenzimmer an kleine Holzhütten auf dem Dach – lesbar, zugänglich, eine Architektur der Vertrautheit.
Sharing is caring. Durch die Transformation einer denkmalgeschützten Feuerwache im belgischen Kortrijk von Atama Architecten und mit Unterstützung von Bürgerinitiativen entstand die Deelfabriek. Vor Ort entdeckte Redaktor Roland Züger einen sozialen Quartiertreffpunkt, in dem sich Menschen begegnen und vieles miteinander teilen: alltägliche Dinge, aber auch Wissen und Können. Artikel lesen
Wollen Sie das Entwerfen von nachhaltiger Baukultur vertiefen? Die ArchitekturWerkstatt – am Bahnhof St.Gallen – bietet ein berufsbegleitendes, nachhaltiges und interdisziplinäres Masterstudium in Architektur an.
Gerade in Städten fehlt es Menschen oft an sozialen Kontakten. Architekturstudierende bauten in München einen mobilen Zuhörraum, der das Thema sichtbar macht. Autorin Ulrike Wietzorrek wagte den Selbstversuch und besuchte den Pavillon, in dem den Sorgen, aber auch den Freuden der Menschen Gehör geschenkt wird.
Die Genossenschaft Alterswohnungen Linth etabliert altersgerechte Wohnungen im Kanton Glarus: nicht irgendwo, sondern direkt in den Ortszentren. In Näfels gelang es nicht nur, 13 Wohnungen samt Café und Bäckerei zu verwirklichen, sondern im gleichen Zug auch die maroden Bauten aus dem Jahr 1415 vor dem Abbruch zu bewahren.
Auch Bauten bedürfen der Zuwendung, sonst zerfallen sie zu Ruinen. In ihrem preisgekrönten Erstlingstext unseres Wettbewerbs zur Architekturkritik nimmt die junge Autorin Estelle Gagliardi eine fürsorglich realisierte Instandsetzung in den Blick. Studierende der Accademia in Mendrisio haben den verfallenen Cortile Aquilone auf ihrem eigenen Campus zu neuem Leben erweckt.
Zurecht beklagen Architekturschaffende im Angestelltenverhältnis ihre Arbeitsbedingungen. Die Büros sind aufgefordert, gesetzliche Standards einzuhalten und ein angemessenes Lohnniveau zu sichern. Doch nicht nur das. Angelika Hinterbrandner rät Architekturbüros dringend dazu, neue Wertschöpfungsketten zu erschliessen sowie den Markt- und Mehrwert der eigenen Arbeit klar zu kommunizieren.
Das Gewerbemuseum Winterthur widmet sich in seiner aktuellen Ausstellung dem Zyklus von Licht und Dunkelheit. Neben zahlreichen künstlerischen Exponaten ist auch ein Zweipersonenhaus dokumentiert, das seine Form aus dem Verlauf und der Intensität des Tageslichts entwickelt. In Paris beschäftigt sich eine Ausstellung mit der Kulturgeschichte grosser Einkaufshäuser, im Zürcher ZAZ Bellerive mit Schweizer Chalets.
Die Architektur der Krise ist topaktuell und alt zugleich. Aus früheren Reaktionen der Architektur auf Krisen analysierte die Autorin Susanne Stacher verschiedene Handlungsmuster. Stefan Kurath hat ihr Buch gelesen und eingeordnet. Spielerisch Baukultur vermittelt das von der ETH-Professur für Konstruktionserbe und Denkmalpflege entwickelte Baukultur Memory, in dem man Klassikern, aber auch weniger bekannten Bauten begegnet.
Beide studierten und arbeiteten in Zürich – stammen aber aus der Zentralschweiz. Jean-Jacques Auf der Maur und Sandro Camenzind kehrten aber 2021 zur Gründung des eigenen Büros nach Luzern zurück. In ihrer jungen Praxis zielen sie auf zukunftsfähige Lösungen, die sich aus der lokalen Baukultur ableiten und unaufgeregt integrieren lassen, was ihr Umbau in Wangen gut zeigt. Artikel lesen
Zwischen Waldrand und Bucheggplatz in Zürich sind in den letzten Jahren viele neue Wohnbauten entstanden. Den Schlusspunkt dieser Entwicklung setzen die Schulanlage Guggach von Weyell Zipse sowie das Wohnensemble Hofwiesenstrasse von Donet Schäfer Reimer. Lassen diese Bauten den Verkehrsknoten zwischen Zürich und Zürich-Nord nun endlich Stadt werden?